Kroatien verlangt Kriegsentschädigungen

Das jüngste EU-Mitglied Kroatien verlangt von seinem Nachbarn und EU-Beitrittskandidaten Serbien Kriegsentschädigungen. Serbien sei schon seit über einem Jahrzehnt verpflichtet, die im Bürgerkrieg (1991-1995) entstandenen Schäden zu begleichen, so der kroatische Regierungschef Andrej Plenković.

„In der Frage der Kriegsentschädigung gibt es kein Dilemma“, sagte Plenković am Donnerstag in Zagreb. Zahlen nannte er nicht. Serbien lehnt das ab und fordert seinerseits Kriegsentschädigungen von Kroatien. In der nächsten Woche kommt Serbiens Präsident Aleksandar Vučić zu einem Besuch nach Zagreb.

Kroatien sieht den „Vaterländischen Krieg“ als „Verteidigungskrieg gegen die großserbischen Kräfte“ zur Durchsetzung seiner Unabhängigkeit von Jugoslawien. Die Serben behaupten, mit diesem Krieg hätten sie verhindern wollen, in Kroatien zur Minderheit zu werden, wo sie doch in Jugoslawien klar die Mehrheit stellten.

Da die Kriegsvergangenheit immer noch nicht aufgearbeitet wurde, sind die entscheidenden Fakten des Krieges unklar und umstritten. Nach unterschiedlichen Quellen kann die Zahl der Toten mit etwa 20.000 beziffert werden - rund 14.000 Kroaten und 6.000 Serben.

Nach kroatischen Angaben wurden weit über eine halbe Million Menschen vertrieben - bei 4,7 Millionen Einwohnern insgesamt. Mehr als 200.000 kroatische Serben mussten ihre Heimat verlassen. Die materiellen Schäden sind bisher offen.