Kuciaks Todestag ermutigt erneut für Gerechtigkeit zu kämpfen

Der slowakische Investigativjournalist Jan Kuciak wurde vor genau einem Jahr, zusammen mit seiner Verlobten Martina Kušnírová brutal in seinem Haus ermordet. Als Mordmotiv gilt Kuciaks Recherchearbeit über das italienische und heimische Mafianetzwerk in der Slowakei, verbunden mit der Veruntreuung von EU Geldern.

Vor einem Jahr hat dieser Tag eine Welle von großen Demonstrationen ausgelöst und zu einigen politischen Rücktritten in den Reihen der Regierung geführt. Heute, am 21. Februar 2019, am Gedenktag an die Tragödie, haben sich flächendecken in der Slowakei ab 17 Uhr große Demonstrationszüge angekündigt.

Diskussion "Von Alexander Dubček bis Jan Kuciak – Ein Zeitzeugen-Gespräch mit Pavol Dubček und Tibor Macák über die Slowakei von gestern und heute“

yvonne erdost

Der RTVS Journalist Tibor Macák wird einer unter den Demonstranten sein, kündigt er bei der Veranstaltung „Von Alexander Dubček bis Jan Kuciak – Ein Zeitzeugen-Gespräch mit Pavol Dubček und Tibor Macák über die Slowakei von gestern und heute“ am Abend davor, am 20. Februar in Wien, an. Zur Diskussion luden der Österreichische Journalisten Club und Reporter ohne Grenzen.

Serdar Erdost sprach an dem Abend mit Tibor Macák über die „positive Mobilisierung“ des Volkes und den, durch diese Tat entstandenen Aufschwung des investigativen Journalismus in der Slowakei.

Bild von Opfer und Kerzen

AFP/Vladimir Simicek

„Die Öffentlichkeit wurde stark mobilisiert durch diesen Mord. Auch davor gab es schon Demonstrationen gegen die Korruption in unserem Land, aber so sensibel sind die Menschen erst nach diesem tragischen Ereignis geworden. Man könnte es als eine neue Dimension sehen, so etwas gab es in der Slowakei noch nicht, dass ein Reporter deshalb ermordet wurde, weil er in eine bestimmte Richtung recherchiert hat“, beschreibt Macák.

Diskussion "Von Alexander Dubček bis Jan Kuciak – Ein Zeitzeugen-Gespräch mit Pavol Dubček und Tibor Macák über die Slowakei von gestern und heute“

yvonne erdost

Die Slowakei feilt gegenwärtig an einem Mediengesetz, das Politikern/innen ein Recht auf Antwort in den Medien gewähren soll.

„Das würde bedeuten, dass wenn sich Politiker entschließen, auf einen Artikel zu antworten, dies einen Großteil des Medienumfangs einnehmen würde, dies würde vor allem in den Printmedien auf ein großes Problem stoßen. Die Journalistenverbände verlangen deshalb, diesen Gesetzesentwurf wieder zurückzuziehen“, so Macák.

Das gesamte Interview von Serdar Erdost mit Tibor Macák hören sie im kommenden Volksgruppenmagazín Dia:tón am 25. Februar 2019 | 21:40 Uhr | Radio Burgenland

„Wir leben in einer postkommunistischen Gesellschaft, wo die Erwartung, dass einer dem anderen ‚schmiert‘ eine normale Angelegenheit ist. Das überwindet man nur schwer, das dauert bestimmt noch eine Zeit lang. Man sagt, dass Journalisten die Wachhunde der Demokratie sind und Korruption ist eindeutig nicht im Einklang mit Demokratie zu sehen, denn sie durchschneidet grundlegende Freiheiten. Deshalb ist es wichtig, gegen sie anzukämpfen. Investigative Journalisten sind keine Ermittler, sie haben nicht die Zugänge zu den Informationen wie die Polizei, sie haben nur Zugang zu öffentlich bekannten Informationen und trotzdem sind sie sehr bedeutend in jeder Gesellschaft. Die Geschichte hat bewiesen, dass Journalisten immer hilfreich waren bei der Aufklärung unterschiedlicher Verbrechen“, erläutert der Journalist im weiteren.

Diskussion "Von Alexander Dubček bis Jan Kuciak – Ein Zeitzeugen-Gespräch mit Pavol Dubček und Tibor Macák über die Slowakei von gestern und heute“

yvonne erdost