Europäisches Forum Alpbach

Bei den „Politischen Gesprächen“ beim Europäischen Forum Alpbach diskutiert Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 25. August mit seinen Amtskollegen Borut Pahor (Slowenien), Hashim Thaci (Kosovo) und Aleksandar Vučić (Serbien) sowie EU-Kommissar Johannes Hahn über „Neue Perspektiven zur EU-Erweiterung“.

„Diversität und Resilienz“

Das Generalthema „Diversität und Resilienz“ steht heuer im Fokus des Europäischen Forums Alpbach, das am 15. August beginnt. Den Auftakt des bis Ende des Monats dauernden Kongresses, zu dem zahlreiche Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft erwartet werden, bildet wie immer die Seminarwoche.

800 Sprecher, 5.000 Teilnehmer

Erwartet werden mehr als 800 Sprecher aus rund 100 Ländern und etwa 5.000 Teilnehmer, etwa 200 Veranstaltungen sind geplant. Der mehr als zweiwöchige Kongress findet bereits seit 1945 statt.

„Diversität“ und „Resilienz“ seien sperrige Begriffe, sagte Forums-Präsident Franz Fischler im Frühjahr bei der Präsentation des diesjährigen Programmes. Es gehe jedoch darum, dass es für die Zukunft der Gesellschaften und global entscheidend sei, „widerstandsfähige gesellschaftliche Systeme“ zu haben und gegen „Fragilität“ vorzugehen, die destabilisierend wirke. „Diversität ist eine der zentralen Möglichkeiten, wie man diese Resilienz stärken kann, das ist eigentlich unser Anliegen“, unterstrich der ehemalige EU-Kommissar.

Konkret gehe es darum, „dass wir imstande sind, Wandel und Umbrüche besser steuern zu können - das bezieht sich auf die Wirtschaft, das bezieht sich auf die Politik, das bezieht sich auf die Gesellschaft als Ganzes, aber auch auf die Wissenschaft, dass wir uns klarer werden, wie wir uns auf die Zukunft vorbereiten sollen“.

Das Europäische Forum Alpbach beginnt traditionellerweise mit der Seminarwoche, die heuer von 15. bis 21. August dauert. Sie umfasst 21 Seminare, die von Wissenschaftern aus dem In- und Ausland konzipiert und geleitet werden. Die Themen reichen in diesem Jahr von den Außenbeziehungen der EU und digitaler Transformation über Klimaforschung, Präzisionsmedizin und „Künstliche Intelligenz und Ethik“ bis zu sprachlicher Vielfalt als Ressource und Fragestellungen zu neuen Beschäftigungsformen und der Zukunft der Arbeit. Zudem gibt es vier Seminare mit künstlerischem Fokus und Workshop-Charakter. Zum Auftakt der Seminarwoche findet am 15. August auch die Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach statt. Eröffnungsredner ist der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz.

Die Tiroltage (17. bis 19.8.) befassen sich unter anderem mit Fragen rund um das Thema Naturgefahren und Klimawandel. Am Sonntag (19.8.) nehmen Forums-Präsident Franz Fischler und die Landeshauptleute von Tirol, Südtirol und Trentino - Günther Platter (ÖVP), Arno Kompatscher und Ugo Rossi - sowie der Alpbacher Bürgermeister Markus Bischofer die Feierliche Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach 2018 vor.

Im Anschluss finden die Gesundheitsgespräche (19. bis 21.8.) statt. Wenige Politikbereiche müssen bzw. sollten sich so auf das Individuum konzentrieren wie das Gesundheitssystem, wenn es wirklich die wichtigsten Interessen des Menschen stützen will. Deshalb stellen die Gesundheitsgespräche zunächst einmal die Frage, ob das Gesundheitswesen „fit“ genug ist, um „die Diversität der Bevölkerung“ zu berücksichtigen und entsprechend resilient zu sein.

Dazu gehörten vor allem die demografischen Veränderungen in Europa und ihre Konsequenzen für Pflege und Versorgung, heißt es vonseiten der Organisatoren zu dem jährlich traditionellen Treffpunkt der Gesundheitsexperten, bei dem vergangenes Jahr das Ausbleiben des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) und die Übernahme der Rolle eines Hauptpartners durch den Philips-Konzern kennzeichnend waren.

Bei der Eröffnung am Sonntag (19.8.) zu „Diversität und Resilienz im Gesundheitsbereich“ sprechen und diskutieren beispielsweise der Chemienobelpreisträger Aaron Ciechanover (Technion/Haifa), Ilona Kickbusch (Global Health Centre/Genf) und Emilio Galli-Zugaro (Orvieto Academy for Communicative Leadership). „Transsexualität“, „Pflege und Demenz“ und „Digital Healthcare“ stehen am Montag auf dem Programm. Am Dienstag folgen dann nach der „Zukunft der Primärversorgung“ mit Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) diverse Partner-Sessions.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wird es die Hochschulgespräche nach einem Zerwürfnis zwischen der Universitätenkonferenz (uniko) und dem Forum Alpbach heuer nicht geben. Unter der Rubrik „Alpbach extra“ wird sich allerdings das von der Fachhochschulkonferenz veranstaltete „Fachhochschulforum“ im Rahmen einer Diskussion am Nachmittag des 22. August der „Bedeutung der Hochschulen für die Resilienz in den Regionen“ widmen.

Zum Auftakt der traditionellen Technologiegespräche (23. bis 25. 8.) werden Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) und Frauen- und Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sowie der Chef des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Hannes Androsch, und der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, ihre Vorstellungen zur Zukunft des Wissenschafts- und Innovationsstandortes Österreich darlegen.

Die Politischen Gespräche (25. bis 28.8.) befassen sich danach mit der Frage, wie viel Diversität und wie viel Resilienz notwendig sind, um das ideale Funktionieren politischer Systeme zu gewährleisten. Diskutiert werden soll unter anderem, wie sich globale Machtverschiebungen auf die Stabilität von Organisations-und Regierungsebenen auswirken - international, europäisch, national und lokal. Im Fokus steht die Suche nach „innovativen Antworten“ auf Fragen, „die Europa seit Jahren beschäftigen“.

Eröffnungsredner sind am Samstag (25.8.) unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der frühere UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sowie Forums-Präsident Fischler.

Am Sonntag und Montag widmen sich insgesamt 17 Arbeitskreise Fragestellungen beispielsweise zum Verhältnis zwischen der EU und Russland, zum Thema „Zivilgesellschaft und Populismus“ oder „Europäischer Sicherheit im Zeitalter hybrider Bedrohungen“. EU-Budgetkommissar Günther Oettinger nimmt an einer „Breakout Session“ zur künftigen Finanzierung der EU teil, Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) an einer Diskussionsrunde über „Empowerment von Frauen und der Jugend“ und die UNO-Nachhaltigkeitsziele mit Ban und Altbundespräsident Heinz Fischer sowie an einem Arbeitskreis zur Frage „Wie viel Anpassung braucht Integration?“ Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) spricht am Montagabend im Plenum über die Prioritäten der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft.

Die weitgehend zeitgleich stattfindenden Rechtsgespräche (26. bis 28.8.) befassen sich unter anderem mit der Frage, auf welchen Fundamenten ein Europa der Rechtsstaatlichkeit basieren muss und wodurch dieser Grundsatz gestärkt werden kann, wie das Subsidiaritätsprinzip sinnvoll umgesetzt werden kann, mit Migrationsthemen und auch mit der Gleichstellung von Frau und Mann in den Rechtsberufen. Zur Eröffnung der Rechtsgespräche werden unter anderen Justizminister Josef Moser (ÖVP) und seine albanische Amtskollegin Etilda Gjonaj erwartet.

Das heurige Forums-Motto „Diversität und Resilienz“ passt freilich ganz im Besonderen auch für die Wirtschafts- und Finanzmarktgespräche (28. bis 30.8. bzw. 30./31.8.) in dem Tiroler Bergdorf. Schließlich gilt es mit den rasanten Veränderungen durch die Digitalisierung umzugehen und diese zu gestalten. Wie immer werden die Spitzen von Oesterreichischer Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny und Andreas Ittner, sowie der Finanzmarktaufsicht (FMA), Klaus Kumpfmüller und Helmut Ettl, nach Tirol reisen. Ebenso erwartet werden Spitzenmanager wie OMV-Generaldirektor Rainer Seele, Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber, Strabag-Pendant Thomas Birtel oder Wiener-Börse-Chef Christoph Boschan. Auch Finanzminister Hartwig Löger und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) sind angekündigt. Heuer nicht mehr mit von der Partie wird die Wirtschaftskammer (WKÖ) sein. Die Arbeiterkammer (AK) ist weiter an Bord.

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