Renommierte Prager Zeitungen gehören Milliardär Babiš

Die beiden renommierten tschechischen Tageszeitungen „Mladá fronta Dnes“ und „Lidové noviny“ gehören endgültig dem Milliardär Andrej Babiš, der auch bei den Parlamentswahlen antritt.

Andrej Babiš

sme | Gabriel Kuchta

Andrej Babiš

Die tschechische Wettbewerbsbehörde ÚOHS hat den Kauf des Verlages MAFRA durch Andrej Babiš gebilligt. Babiš hatte den Verlag im Juni von der deutschen Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft gekauft. Über den Preis wurde nichts bekannt gegeben. ÚOHS sah kein Risiko für den Wettbewerb: Der Anteil von Babiš an den Print-Medien in Tschechien werde unter der 25-Prozent-Obergrenze liegen.

Der gebürtige Slowake ist auch in slowakischer Medienlandschaft aktiv

Babiš ist schon länger auf dem tschechischen Medienmarkt präsent. Seit 2012 gibt er die Gratis-Wochenzeitung „5+2 dny“ (5+2 Tage) heraus. Neben „Mladá fronta Dnes“ und „Lidové noviny“ hat er nun auch weitere Medien erworben, die dem Verlag MAFRA gehören: die Online-Portale beider Zeitungen iDnes.cz bzw. lidovky.cz sowie den ersten TV-Musiksender „Óčko“. Insgesamt sind rund 1.100 Mitarbeiter bei MAFRA beschäftigt.

Der 58-jährige Babiš ist der zweitreichste Tscheche. Er ist slowakischer Abstammung und ist auch auf dem slowakischen Medienmarkt aktiv. Heuer kaufte er den slowakischen Verlag Ecopress, der zahlreiche Fachmedien sowie die Wirtschaftszeitung „Hospodárske noviny“ publiziert.

Babiš ist Spitzenkandidat im Böhmen

Babiš hat auch politische Ambitionen. Vor zwei Jahren gründete er die politische Bewegung ANO2011, mit der er bei den Parlamentswahlen kandidieren will. Zu seinen Prioritäten zähle eine „gerechte Gesellschaft, in der Misswirtschaft, Korruption und Diebstahl des staatlichen Eigentums verhindert oder zumindest eingedämmt“ werden. Im Gegensatz zu ursprünglichen Behauptungen, wonach er selbst nicht Abgeordneter werden wolle, wird er nun bei den vorgezogenen Parlamentswahlen Ende Oktober kandidieren. Er soll die Kandidatenliste von ANO2011 im mittelböhmischen Kreis anführen.

Andrej Babiš

hn | René Volfík

Seine Partei kommt derzeit nicht über die fünfprozentige Hürde

Babiš hat schon einen massiven Wahlkampf gestartet. Ganz Tschechien ist mit den Großplakaten seiner Bewegung überzogen, auf denen Babiš selbst mit anderen bekannten Persönlichkeiten abgebildet ist, die er für ANO2011 gewonnen hat. Darunter sind der Schauspieler Martin Stropnický, der frühere Kommentator von „Mladá fronta Dnes“ Martin Komarek oder der frühere Rektor der Masaryk-Universität in Brünn und ehemalige Senator Jiří Zlatuška. Die Chancen von ANO2011 bei den Wahlen werden freilich nicht sehr groß eingeschätzt: In den bisherigen Wählerumfragen kam die Bewegung nicht über die fünfprozentige Hürde für den Einzug ins Abgeordnetenhaus.