Tschechiens Außenminister | Prag liegt westlicher als Wien

Tschechiens Außenminister äußert sich gegen Trennung in Westen und Osten. 15 Jahre nach der EU-Osterweiterung hat sich der tschechische Außenminister Tomas Petricek gegen Etikettierungen wie Westen oder Osten ausgesprochen.

„Rein geografisch liegt Prag weiter westlich als Wien“, sagte der Sozialdemokrat am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Seiner Ansicht nach sei seit der Erweiterung um zehn Staaten am 1. Mai 2004 ausreichend Zeit vergangen, um mit der Unterscheidung der EU-Mitgliedsstaaten in alte und neue, in westliche und östliche aufhören zu können.

Tomáš Petříček

Karolina Brodníčková | Právo

Der 37-Jährige räumte dennoch gewisse Unterschiede ein. Die damaligen Beitrittsländer seien vor der Erweiterung, was die Gemeinschaft angeht, optimistischer gewesen als die EU-Gründerländer - und heute sei die Situation umgekehrt. Das habe sich bei der jüngsten Migrationsdebatte gezeigt, als die sogenannten Visegrad-Staaten Polen, Ungarn, Slowakei und Tschechien die optimistischen Erwartungen in Deutschland zur Integration von Flüchtlingen nicht geteilt hätten.

Tomáš Petříček a Kneissl

APA

Petricek warnte, dass sich die „mentale Karte“ der EU jederzeit wieder radikal verändern könne. „Unser gemeinsames Bemühen sollte es sein, in der Zukunft mehr auf Themen zu setzen, die uns verbinden, als auf diejenigen, die uns trennen.“ Das sei nicht nur Aufgabe der Politik, sondern auch der Medien. Mit dem EU-Beitritt 2004 habe Tschechien die Rückkehr in das gemeinsame Haus Europa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vollendet. „Wer uns als einen Teil Osteuropas bezeichnet, lebt mit seinen Gedanken in der Vergangenheit, als Europa geteilt war“, sagte der seit Oktober amtierende Minister.

Quelle: APA