25 Jahre Briefbomben-Terror | Roma appellieren an Politik

Der Roma-Vertreter Emmerich Gärtner-Horvath sieht auch 25 Jahre nach Beginn der Briefbomben-Serie in Österreich offene Wunden. „Man fühlt sich einfach noch nicht sicher“, sagte der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates. Schuld daran gibt er auch der politischen Entwicklung. Die Bevölkerung werde „auseinanderdividiert“, Politik auf dem Rücken der Österreicher gemacht.

Emmerich Gärnter-Horvath

Parlamentsdirektion | Carina Ott

Emmerich Gärtner-Horvath

Zwar galten die ersten Anschläge des Rechtsradikalen Franz Fuchs am 3. Dezember 1993 dem Hartberger Pfarrer August Janisch und der ORF-Moderatorin Silvana Meixner. Zwei Jahre später traf es aber die Volksgruppe direkt: Im Februar 1995 tötete eine Rohrbombe in Oberwart die vier Roma Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath - als sie die Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ entfernen wollten.

Emmerich Gärtner-Horvath

Bundeskanzleramt

Allgemein versteht Gärtner-Horvath nicht, warum gerade die Volksgruppe der Roma oft betroffen ist. „Wir waren immer eine Randgruppe“, meint er und bittet um Geduld. Man brauche Zeit, um Bildung zu schaffen, „das wird noch Generationen dauern.“

„In Vergessenheit kann das nie geraten. Es ist da“, so Gärtner-Horvath im Gespräch mit der APA, der vier Freunde durch den Anschlag verlor und jährlich Gedenkfeiern mitveranstaltet. Er erinnert sich daran, dass als erste Reaktion in manchen Medien von einer „Zigeunerfehde“ die Rede war, ohne dass überhaupt Ermittlungen stattgefunden hatten. Man habe sogar überlegt, die Vereine aufzulösen, aber: „Den Gefallen wollten wir dem Täter nicht tun.“

Auch heute sei die Angst in der Volksgruppe noch da, die derzeitige politische Stimmung trägt laut Gärtner-Horvath dazu bei. „Man merkt, dass viele Personen aus der Geschichte nichts gelernt haben“, findet der Volksgruppenvertreter und nennt Vorfälle in Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Tschechien, aber auch Österreich. Hier sei politische Verantwortung gefragt, denn: „Wenn ich mehrere Schichten schaffe, ist das nicht der richtige Weg.“

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