Šarec bei Umfrage für Parlamentswahl voran

Nach seinem Überraschungserfolg bei der slowenischen Präsidentenwahl, in der er sich Amtsinhaber Borut Pahor nur knapp geschlagen geben musste, steuert Marjan Šarec nun auf einen Sieg bei der Parlamentswahl im kommenden Frühjahr zu. In einer Umfrage hat sich seine Liste auf Anhieb an die Spitze gesetzt.

Šarec spricht offenbar linke Wählerschichten an

Die „Liste Marjan Šarec“ (LMS) kann demnach mit 15,7 Prozent der Stimmen rechnen. Die Sozialdemokraten (SD) von Vizepremier Dejan Židan und die konservative Demokratische Partei (SDS) von Ex-Premier Janez Janša liefern sich mit 12,6 und 12,2 Prozent ein knappes Rennen um den zweiten Platz. Abgeschlagen auf dem sechsten Platz mit 5,5 Prozent lag die liberale Partei des Modernen Zentrums (SMC) von Ministerpräsident Miro Cerar. Šarec fischt offenbar vor allem im linken Wählerteich. Im November waren die Sozialdemokraten nämlich noch mit 19,8 zu 13,8 Prozent klar vor Janšas SDS gelegen.

Šarec zwang Pahor in Stichwahl

Der Bürgermeister der nordslowenischen Stadt Kamnik hatte bei der Präsidentenwahl einen Überraschungserfolg erzielt. In der ersten Runde landete er mit 25 Prozent der Stimmen klar auf dem zweiten Platz und erreichte mehr Stimmen als die Kandidaten aller anderen Parlamentsparteien zusammen. Šarec zwang so den favorisierten Amtsinhaber Borut Pahor in eine Stichwahl, in der er dann 47 Prozent der Stimmen erreichte.

Der Schauspieler und Ex-Politikerimitator Šarec spielt eine Karte, die sich in Slowenien schon mehrmals als äußerst erfolgreich erwiesen hat: Als parteiloser Newcomer verspricht er, den politischen Stillstand und die Misswirtschaft in der slowenischen Politik zu bekämpfen.

Quereinsteiger-Erfolge in Slowenien

Bei den vergangenen beiden Parlamentswahlen hatten sich jeweils charismatische Quereinsteiger mit neugegründeten Parteien durchgesetzt. Im Jahr 2011 siegte der hemdsärmelige Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Janković, mit der Retortenpartei „Positives Slowenien“ (PS), im Jahr 2014 der angesehene Verfassungsjurist Cerar mit seiner „Partei von Miro Cerar“ (SMC). Die PS flog im Jahr 2014 nach einer Spaltung aus dem Parlament, der SMC droht bei der kommenden Parlamentswahl ein dramatischer Absturz. PS und SMC hatten die Unterstützung des einflussreichen Ex-Präsidenten Milan Kučan, der bei der jüngsten Präsidentenwahl deutliche Sympathien für Šarec erkennen hat lassen.

Siehe Meldung vom 12.12.2017