„Balkan-Route ist nicht dicht“

Ein Jahr nach Schließung der sogenannten Balkan-Route hat Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) vor Sorglosigkeit gewarnt. „Die Balkan-Route ist nicht dicht“, sagte er und warnte davor, den Erfolg der europäischen Grenz-und Flüchtlingspolitik allein am Zeitraum der Flüchtlingskrise zu messen.

„Wenn man es mit dem Jahr 2015 vergleicht, dann ist es natürlich ein Erfolg, dass dieses Durchwinken vorbei ist.“ Viel mehr sei aber noch nicht erreicht, sagte Doskozil der „Bild“-Zeitung (Freitagsausgabe). „Um es klar zu sagen: Wir müssen uns die Jahre vorher ansehen und im Vergleich dazu sind wir deutlich über dem Durchschnitt, steuern noch immer auf eine Verdopplung der zahlen zu.“

Österreich habe laut dem Minister „von 2007 bis 2013 im Durchschnitt 14.400 Asylanträge im Jahr“ gezählt. Nun seien die Zahlen weiterhin deutlich höher. Obwohl die Balkan-Route Anfang März 2016 zwischen Griechenland und Mazedonien geschlossen wurde, seien 2016 noch mehr als 42.000 Flüchtlinge in Österreich angekommen und über 36.000 Asylanträge gestellt worden.

Slowenien warnt vor Verschärfung

Auch die slowenische Regierung warnte vor einer neuen Verschärfung der Flüchtlings-Situation auf dem Balkan. „Auf der Balkan-Route herrscht wieder enormer Druck“, sagte der für Grenzsicherung und Flüchtlinge zuständige Vize-Innenminister Bostjan Šefic. „Viele Länder auf dem Balkan haben noch immer eine hohe Konzentration an Migranten. Allein in Griechenland sitzen 60.000 Flüchtlinge fest. In der Türkei leben etwa 2,5 Millionen Flüchtlinge - und fast alle wollen in die EU.“ Sollte es zu „Problemen bei der Umsetzung des EU-Türkei-Abkommens kommen“, dann stehe die EU „vor enormen Herausforderungen“. Hinzu kämen Länder wie Serbien und Bulgarien, wo noch sehr viele Flüchtlinge warteten.