Todesschütze in Kopenhagen war wütend auf Israel

Der mutmaßliche Attentäter von Kopenhagen ist Medienberichten zufolge Sohn palästinensischer Eltern gewesen und hat sich mehrfach sehr wütend über Israel geäußert.

Laut einem Medienbericht hat der Mann den Wunsch geäußert, für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu kämpfen. Die dänischen Behörden nahmen unterdessen zwei mutmaßliche Helfer fest.

Palästina als zweite Heimat

Der in Dänemark geborene 22-Jährige habe Palästina als zweite Heimat betrachtet und sich sehr für die Palästinenser engagiert, berichtete die dänische Zeitung „Politiken“ heute unter Berufung auf Mitschüler des Mannes, der eine Erwachsenenbildung absolviert hatte. Einer seiner Freunde sagte dem Blatt: „Er hatte keine Angst offen zu sagen, dass er Juden hasse.“

Extremistische Einstellungen geäußert

Der gestern von der Polizei erschossene Todesschütze, dessen Name von Medien mit Omar Abdel Hamid el-Hussein angegeben wird, saß bis vor wenigen Wochen wegen einer Messerattacke in einer S-Bahn im Gefängnis. Dort sei er den Behörden aufgefallen, weil er 39 Mal extremistische Einstellungen geäußert habe, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau. Eine entsprechende Warnung sei an den Geheimdienst PET weitergegeben worden.

Attentäter wollte für IS in Syrien kämpfen

Im Gefängnis hat der Mann den Wunsch geäußert, für den IS in Syrien zu kämpfen. Die Gefängnisbehörden hätten seinen Namen deshalb auf eine Liste radikalisierter Häftlinge in dänischen Gefängnissen gesetzt, will die Zeitung „Berlingske“ heute erfahren haben. Die Behörden bestätigten den Bericht nicht.

Anwalt zweifelt an Täterschaft El-Husseins

Dagegen erklärte El-Husseins Anwalt Rolf Gregersen per SMS, er wäre außerordentlich überrascht, wenn sein Mandant die Terroranschläge vom Wochenende begangen haben sollte. Der Vater des Attentäters reagiert bestürzt. „Ich bin genauso schockiert wie der Rest der Welt“, sagte der Vater des 22-jährigen der Zeitung „Jyllands Posten“.

Mutmaßliche Helfer festgenommen

Die dänische Polizei nahm indes zwei mutmaßliche Helfer des Attentäters in Gewahrsam. Die Männer sollen dem 22-jährigen Attentäter „mit Rat und Tat“ geholfen haben, wie die Polizei heute mitteilte. Den beiden werde vorgeworfen, dem Täter ein Versteck verschafft und ihm bei der Entsorgung der Tatwaffe geholfen zu haben, sagte der Anwalt eines der Verdächtigen, Michael Juul Eriksen, heute der Nachrichtenagentur AFP.

Angriffe auf Kulturzentrum & Synagoge

Nach Angaben der Behörden hatte der 22-Jährige am Wochenende bei Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge zwei Menschen erschossen und fünf Polizisten verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. In dem Kulturzentrum fand eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit und Gotteslästerung statt, bei welcher der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks und die ukrainische Femen-Menschenrechtsaktivistin Inna Schewtschenko auftraten.

Nachahmung von Anschlägen in Paris

Die Behörden vermuten, dass der Däne die Anschläge von Islamisten auf die französische Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris im vorigen Monat nachahmen wollte. Die französische Regierung schätzt die Gefahr von Anschlägen rund sechs Wochen nach diesen Anschlägen weiter als „besonders hoch“ ein, wie Regierungschef Manuel Valls heute sagte.

Erhöhte Sicherheitsstufe in Österreich bleibt

Auch in Österreich bleibt die Sicherheitsstufe weiterhin erhöht. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach sich heute gegenüber der APA für eine neue Bewertung der Gefahren aus. Einen direkten Bezug zu Österreich gebe es bisher aber nicht. Sie verurteilte den Anschlag ebenso wie Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Faymann sagte heute, es gelte „Rassismus, Antisemitismus und die Radikalisierung junger Menschen, die oft kein Ziel und keine Hoffnung in ihrem Leben haben, zu unterbinden“. Kurz ließ via Twitter wissen: „Dieser Terrorangriff wird nur unsere Entschlossenheit weiter festigen, die Meinungsfreiheit zu verteidigen.“