Leichnam von Kardinal Beran 50 Jahre nach Tod nach Prag gebracht
Begleitet vom Läuten der Kirchenglocken in der gesamten Prager Erzdiözese sind am Freitagabend die sterblichen Überreste des katholischen Kardinals Josef Beran vom Vatikan nach Tschechien überführt worden. Fast fünfzig Jahre nach seinem Tod im Exil soll der Geistliche am Montag nach seinem letzten Willen in einer feierlichen Zeremonie im Prager Veitsdom bestattet werden.
Archiv von Stanislava Vodičková
Wie die Nachrichtenagentur ČTK berichtete, hatte die mehrere Tage dauernde zeremonielle Übersiedlung des Leichnams bereits am Donnerstag im Vatikan begonnen. Im Flugzeug wurde der Tote vom tschechischen Kulturministers Ilja Šmíd begleitet, in Prag erwarteten ihn weitere politische und kirchliche Würdenträger. Während des Wochenendes soll sein Sarg in Prag für rituelle Zeremonien der Gläubigen aufgebahrt werden.
Bisher war der 1969 im Kirchenstaat gestorbene Beran in der Krypta des Petersdoms bestattet gewesen. Dort beigesetzt zu werden, gilt als eine Ehre, die sonst nur Päpsten zuteil wird. Beran galt als entschiedener Gegner der kommunistischen Machthaber in der damaligen Tschechoslowakei, die eine Beisetzung in Prag aus Angst vor Protesten nicht zuließen.
Im Zweiten Weltkrieg hatten die deutschen Nationalsozialisten Beran mit anderen tschechischen Intellektuellen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nach seiner Ernennung zum Kardinal nahm er 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teil und hielt dort eine Rede über die Religions- und Gewissensfreiheit. Derzeit läuft der Prozess zu einer Seligsprechung des gebürtigen Pilsners (1888-1969).
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