Lipuš erhält Staatspreis für Literatur

Der Große Österreichische Staatspreis 2018 geht an Florjan Lipuš und damit an einen Kärntner Autor, der in seiner Muttersprache Slowenisch schreibt. Die höchste Kulturauszeichnung der Republik, dotiert mit 30.000 Euro, wird Lipuš am 1. Oktober verliehen.

Slowenisch schreibender österreichischer Autor

Die Verleihung durch Bundesminister Gernot Blümel (ÖVP) findet am 1. Oktober 2018 um 13:00 Uhr im Bundeskanzleramt statt, teilte das Büro des Ministers mit. „Seine Literatur baut auf ästhetische Autonomie, sprachliches Experiment und literarische Innovation“, sagte Kulturminister Blümel. Der Große Österreichische Staatspreis 2018 wird auf Vorschlag des 21-köpfigen Österreichischen Kunstsenats an den slowenisch schreibenden österreichischen Autor Florjan Lipuš verliehen. Die Auszeichnung, die von der Republik Österreich vergeben wird, geht jedes Jahr an eine Künstlerpersönlichkeit aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik.

Florjan Lipuš

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Geboren wurde Florjan Lipuš als Sohn einer Magd am 4. Mai 1937 in Lobnig/ Lobnik bei Eisenkappel/ Železna Kapla. Von 1960 bis 1998 war Lipuš als Volksschullehrer und -direktor tätig. Zugleich war er von 1960 bis 1980 Herausgeber der Kärntner-slowenischen Literaturzeitschrift „Mladje“ und veröffentlichte zahlreiche Erzählungen, Romane und Essays.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Der Zögling Tjaž“, „Die Beseitigung meines Dorfes“, „Die Verweigerung der Wehmut“ und „Herzflecken“ sowie der im Suhrkamp Verlag in deutscher Übersetzung erschienene Roman „Boštjans Flug“. Für diesen 2003 erschienenen Roman wurde Lipuš 2004 mit dem Prešeren-Preis der Republik Slowenien und 2011 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. 2005 erhielt er den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, 2013 den Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz/ Gradec.

„Schwindende Welt slowenischer Wörter“

Lipuš behandelt in seiner Literatur den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die Vertreibung und Ermordung der Kärntner Slowenen, die Geringschätzung der slowenischen Minderheit durch die Mehrheitsbevölkerung, aber auch die Rettung der schwindenden Welt slowenischer Wörter und Wendungen als Grundlage einer neuen selbstbewussten Identität, heißt es u.a. in der Begründung des Kunstsenats.

Schon vor zwei Jahren war Lipuš für den Preis vorgeschlagen, bekam ihn aber nicht. Das Argument einiger Jurymitglieder damals: Der Autor schreibe ja nicht auf Deutsch. Das sorgte international für Kritik, nicht nur in der Literaturszene. Slowenisch ist eine von mehreren Sprachen in Österreich, eine Diskussion darüber sollte gar nicht erst geführt werden müssen, so der Tenor damals.

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- Siehe Meldung vom 04.05.2017