Slowakische Kinderheimkinder machen Ferien im Weinviertel

Schon seit einigen Jahren sucht die Landwirtin Renate Eder aus Sierndorf im Marchfeld stetig den Kontakt zur anderen auf der slowakischen Seite der March. Dank ihres selbst initiierten karitativen Projekts verbrachten acht Kinder aus verschiedenen Kinderheimen der Slowakei einige Tage im Juli Ferien bei ihr im Weinviertel.

Kinder aus slowakischen Kinderheimen machen Ferien bei Renate Eder

Renate Eder

Renate Eder und ihre jungen Besucher/innen aus der Slowakei

Rádio Dia:tón
1.8.2016 o 21:40
Radio Burgenland | Livestream

Die slowakische Seite, jenseits der „Toten Grenze“ in den Randregionen Niederösterreichs und des Burgenlands. Ein Land, dessen Bewohner mit ihrer Kultur, ihren Gewohnheiten und Gepflogenheiten über dem unüberwindbar scheinenden, knapp vier Kilometer breiten Fluss, der March, war für die Menschen entlang des linken Flussufers, für lange Zeit in Nebel gehüllt.

Bei Renate Eder ist die Freude über den Fall der Grenzen und Barrieren und über den Gewinn ihrer neuen Nachbar/innen, groß. In ihrem Kopf sprudelt es vor neuen Ideen für Projekte, die die wachsende Gemeinsamkeit unterstreichen sollen. Im Jahr 2013 schon präsentierte die Sierndorferin ihr zweisprachiges Kochbuch „Der gedeckte Tisch entlang der March“. Ein Werk, das Köstlichkeiten beider Regionen unter Einbezug der Besonderheiten der jeweiligen Ortschaften zu einem gemeinsamen Ganzen vereint.

Seit ihrem letztjährigen Projekt, dem Kreieren einer Morava-March Tracht für die Region, gemeinsam mit ihren zwei Freundinnen, bezeichnet man sie gerne als die Grenz-Repräsentantin der Záhorie-March Region.

Das erste Mal Urlaub

Da Renate Eders Herz wohl unaufhörlich für das Soziale und Verbindende in den Menschen pocht, war es schon zu erwarten, dass sie auch ihr nächstes Projekt mit Hingabe dieser Leidenschaft widmet:

„Meine Überlegung war, einfach Kindern, denen es nicht so gut geht, eine schöne Woche zu bescheren. So waren diese Kinder hier bei uns auf Urlaub. Wir waren im Museum, waren schwimmen, picknicken. Einige von diesen Kindern waren überhaupt zum ersten Mal in ihrem Leben auf Urlaub, das muss man sich mal vorstellen“, erzählt Renate Eder im aktuellen Volksgruppenmagazin Rádio Dia:tón.

Kinder aus slowakischen Kinderheimen machen Ferien bei Renate Eder

Renate Eder

Die Organisatorin Eder erinnert sich mit einem Lächeln an die Ankunft der jungen Urlauber:

„An dem Abend, an dem sie angekommen sind, gab es Nudelsalat als Nachtmahl. Da sind alle immer wieder zum Nachschöpfen gekommen, sie waren begeistert von dem Essen. Man hat gemerkt, es ist was Außergewöhnliches und sie fühlen sich richtig wohl.“

Mit ihrer diesjährigen offenen Türe für die Heimkinder aus der Slowakei hat Renate Eder ihr Projekt noch nicht abgeschlossen. Die eifrige Planerin weiß, was ihre Region zu bieten hat und setzt viel daran, dass auch diesen Kindern, die regionalen Schätze des Weinviertels nicht verborgen bleiben. Im nächsten Jahr will sie wieder elternlose Kinder bei sich aufnehmen und mit ihnen im Rahmen des Freizeitprogramms auch das große Ritterfest besuchen, dass in ihrer Gemeinde stattfindet.

Unaufhörliche Brückenbauerin

Renate Eder bekommt in ihrer Gemeinde viel Zuspruch für ihre Projekte. Bürgermeister und Vizemürgermeister von Sierndorf Reinhard und Alfred Kridlo, sowie die Raiffeisenbank Gänserndorf, einige Politiker und liebe Nachbar/innen und Bekannte halfen und sponserten die Tage für die Kinder an Stellen, an denen sie konnten. Aber auch von den slowakischen Institutionen in Österreich, wie das Slowakische Institut und das Honorarkonsulat in Niederösterreich, kann Renate Eder stets auf Unterstützung vertrauen. Und das mit gutem Recht. Man anerkennt wohl die Arbeit einer Dame, die ohne jegliche finanzielle Unterstützung, ihrer Vorstellung einer gelebten, einander stützenden und vertrauenden Nachbarschaft entlang beider Marchufer nachgeht.

Mit großem Einfühlungsvermögen für schöne Erinnerungen

Selbst ist die gebürtige Hollabrunnerin in Australien aufgewachsen und später wieder in ihr geliebtes Weinviertel zurückgekehrt. Sie kennt das Gefühl, die Welt der Mehrheit aus der anderen Perspektive zu erleben. Nach der Frage, ob sie ihr Projekt auch dem kulturellen und sprachlichen Austausch eine Rolle gespielt hat, winkt Renate Eder freundlich ab: „Es geht darum, dass die Kinder ein schönes Erlebnis haben und sich auch, wenn sie 20 sind noch daran erinnern, dass es hier jemanden gab, bei dem sie tolle Tage verbracht haben.“

Im August 2017 wird Renate Eder wieder neue kleine Urlauber von der slowakischen Seite der March bei ihr im Weinviertel in Empfang nehmen. Einfühlsam und großer Freude an deren Freude wird sie es wohl wieder schaffen, einen weiteren starken Schritt zu tätigen, um den Zaun der Barrieren zwischen Ländern und Menschen zu Boden zu drücken.