Papst empfing 500 Roma und Sinti - Rechtsextreme Proteste in Rom

Papst Franziskus hat heute am vormittag 500 Roma und Sinti getroffen. An dem Gebetstreffen in der Sala Regia im Apostolischen Palast beteiligte sich auch der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Gualtiero Bassetti. Das Treffen fand statt, kurz nachdem es in Rom wiederholt zu Protesten gegen die Vergabe von Sozialwohnungen an Roma-Familien gekommen ist.

Papst mit Roma

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Papst betet mit Roma und Sinti: „Etikettierungen machen mich wütend“

„Jetzt bin ich dran!“, so der Papst zu Beginn seiner freien Rede nach dem Gebetsmoment im Vatikan.

"Es ist wahr: Es gibt Bürger zweiter Klasse. Aber die wahren Bürger zweiter Klasse sind diejenigen, die Menschen beiseiteschieben: Das sind Bürger zweiter Klasse, weil sie nicht zu umarmen wissen. Mit dem Adjektiv zur Hand, werfen sie den anderen raus, und leben auf diese Weise, immer mit dem Besen in der Hand, um die anderen wegzuwischen, entweder mit dem Geschwätz oder mit anderen Dingen.... Stattdessen ist der eigentliche Weg die Geschwisterlichkeit.“

Die Gesellschaft müsse, statt Groll zu schaffen, die Würde der Menschen achten, so der Ratschlag des Papstes.

Papst empfängt Roma und Sinti

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Papst empfing Roma und Sinti

Den zweiten Tag in Folge protestierte gestern eine Gruppe von Anrainern im römischen Aussenbezirk Casal Bruciato gegen den Beschluss der Gemeinde Rom, einer 14-köpfigen Roma-Familie eine Sozialwohnung zu geben. Die rechtsextreme Partei CasaPound hatte ihre Anhänger dazu aufgerufen, vor dem Gebäude zu demonstrieren, in dem die Roma-Familie untergebracht ist.

Bürgermeisterin Raggi gibt dem Rassismus nicht nach

Die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi, die am Mittwoch die Familie besuchte, um ihre Solidarität nach den rechtsextremen Protesten auszudrücken, wurde von mehreren Personen beschimpft. Raggi bekräftigte das Recht der Familie, die Wohnung zu beziehen. Sie gebe dem rassistischen Hass nicht nach, der von rechtsextremen Kräften geschürt werde, so Raggi. Auch andere prominente Politiker besuchten die Roma-Familie, um ihre Solidarität zu bekunden.

Roms Bürgermeisterin

apa/afp

Bürgermeisterin Virginia Raggi

Sozialwohnungen sind tabu

Schon in den vergangenen Wochen war es in Casal Bruciato sowie in Roms Aussenbezirk Torre Maura zu Protesten gegen Roma-Familien gekommen, denen die Gemeinde Sozialwohnungen vermittelt hatte. Linksparteien hatten mit einer Gegendemo reagiert und gegen Rassismus protestiert.

Raggi bemüht sich um den Abbau illegaler Roma-Siedlungen in Stadt. Bedürftigen Familien werden Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt.

In der italienischen Hauptstadt war im vergangenen Juli ein Camp mit mehreren Hundert Angehörigen der Minderheit der Roma geräumt worden. Laut NGOs leben zwischen 120.000 und 180.000 Roma in Italien. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Übergriffen gegen Angehörige der Minderheit.