Gedenkfeier in Lackenbach als Prüfstein der Erinnerungskultur

Der ansonsten so eisige Wind der kalten Novembertage im Burgenländischen Lackenbach legte sich und ein warmer Sonnenschein umhüllte am vergangenen Samstag die Gedenk- und Dankesworte von Rudolf Sarközis Nachfolger Christian Klippl, Vorsitzender des Kulturvereins Österreichischer Roma.

On demand | Roma sam | 19.11.2018

Gedenkfeier Lackenbach

Serdar Erdost

Mahnmal Lackenbach

Heuer war es seit 1990 die vierte Gedenkfeier, die ohne ihren Initiator, auch Gründer des Kulturvereins Österreichischer Roma in Wien Rudolf Sarközi, stattfand.

Es war ein Gutshof in Lackenbach, an dem die Nationalsozialisten im November 1940 ein sogenanntes „Zigeunerlager“ errichteten. Unter unmenschlichen Bedingungen überlebten von den dort rund 4000 inhaftieren Roma und Sinti aus dem Burgenland nur 300-400 die Befreiung des Lagers 1945.

Rudolf Sarközi

Robert Jäger

Rudolf Sarközi

Die damals junge Mutter von Rudolf Sarközi, dem späteren Volksgruppenbeiratsvorsitzenden der Roma und großen Kämpfer für die Anerkennung seiner Volksgruppe in Österreich, war unter den Inhaftieren in Lackenbach. Hier gebar sie in einer der Baracken ihren Sohn Rudolf am 11. November 1944. Später erzählt sie ihm, dass er besonders bei Kontrollgängen der Wächter ungewöhnlich still war, als neugeborenes Kind. Es sei, als hätte er die Gefahr gekannt und hätte gewusst, dass die Ungnade der Nationalsozialisten groß war.

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ORF

Christian Klippl

Roma sam | 19.11.2018 | 20:50 Uhr
Radio Burgenland livestream

In diesem Jahr begrüßte Christian Klippl an dem Geburtsort seines Onkels Rudolf Sarközi neben den Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Oberpullendorf und den Kindern aus der Lernbetreuung des Vereins Roma Service, auch namhafte Persönlichkeiten aus der Politik, darunter auch den Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka von der ÖVP.

Das offizielle Österreich habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg lange schwer getan mit der leidvollen Geschichte der Roma und Sinti, meinte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).

Lackenbach Kinder der Lernbetreuung

ORF

„Zeig’ Rassismus die rote Karte“ | Schüler/innen der Lernbetreuung des Vereins Roma Service

Gedenkfeier Lackenbach

Serdar Erdost

Schüler/innen BORG Oberpullendorf

„Die grauenhaften Ereignisse rücken von Jahr zu Jahr mehr in die historische Vergangenheit. Es besteht daher die Gefahr des Vergessens. Mit der heutigen Gedenkveranstaltung setzen wir ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen“, sagte Klippl in seiner Rede.

Gedenkfeier in Lackenbach 2018

ORF

2. LT-Präs. Rudolf Strommer, LT-Präs. Christian Illedits, Landeshauptmann Hans Niessl, Christian Klippl, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des VG-Beirats für Roma

Vor dem Mahnmal in Lackenbach, das aus tonnenschweren Passatsteinblöcken des Pauliberges gebaut worden ist, mahnt auch Landeshauptmann Hans Niessl, der zum ltzten Mal in dieser Fuktion daran teilnahm, vor schuldzuweisender Politik. Im Steinbruch Pauliberg mussten Roma und Sinti während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit bis zur Erschöpfung leisten.

Auch im Burgenland wurde das dunkelste Kapitel der Geschichte lange ausgeblendet sagt Landeshauptmannn Hans Niessl (SPÖ). „Auch in unserem Heimatland wurde wenig darüber gesprochen, dass auch im Burgenland viele schuldig geworden sind“, so Niessl.

Gedenkfeier Lackenbach

Serdar Erdost

Mahnmal Lackenbach

„Sie mussten leiden und sterben nur weil sie anders waren“ steht heute auf den Gedenksteinen im burgenländischen Lackenbach geschrieben. Im Geiste im Lager Ermordeten, aber auch der Überlebenden wurde an diesem Gedenktag einmal mehr reflektiert. Über Vorurteile, Strafen, Migration, Armut.