Slowakei | Tausende Roma-Schüler in getrennten Klassen

Immer noch werden tausende Roma-Kinder in segregierten Klassen und Schulen unterrichtet, kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einem am heutigen Mittwoch in Bratislava veröffentlichten Bericht.

Schuld daran sei auch Untätigkeit der slowakischen Regierung, die unfähig sei, mit dieser illegalen Diskriminierungspraxis aufzuräumen. Einer UNO-Studie aus dem Vorjahr zufolge werden 43 Prozent der Roma-Kinder getrennt von der Mehrheitsbevölkerung unterrichtet.

Roma Kinder Unterricht

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Armut separiert

Ein Großteil der laut Schätzungen rund 350.000 Roma in der Slowakei lebt ausgegrenzt in verarmten Siedlungen außerhalb von Städten und Dörfern, meist in Hütten ohne Wasser, Kanalisation oder Strom. Ohne Aussichten auf Arbeit sind die meist kinderreichen Familien auf staatliche Sozialhilfe angewiesen. Bei Schulantritt entsprechen die meisten Roma-Kinder aus diesen Slums nicht den von der Mehrheitsbevölkerung vorgegebenen sozialen und hygienischen Standards und sprechen fast nur ihre Muttersprache Romanes.

Viele Schulen bilden daher für sie separate Klassen, was mit der Notwendigkeit einer speziellen Förderung begründet wird. Aktivisten kritisieren allerdings, dass es in Wirklichkeit darum geht, dem Wunsch der Mehrheitsbevölkerung zu entsprechen, die keinen gemeinsamen Unterricht mit Roma-Kindern wünsche.

Slowakische Roma Kinder Schule

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Gericht verhinderte Bildung einer Roma-Klasse

Zudem sei man sich in den Schulen nicht bewusst, dass eine Trennung der Schüler anhand ihrer ethnischen Zugehörigkeit eine Diskriminierung sei. So bedurfte es im ostslowakischen Prešov eines Gerichtsurteils, um die Bildung einer Roma-Klasse zu verhindern. Im Oktober 2012 verbot das dortige Berufungsgericht definitiv den getrennten Unterricht von Roma-Kindern.

Dass diese Praxis trotzdem fortbesteht, sei eine „Tolerierung illegaler Diskriminierung“ durch die Regierung, kritisiert AI. Die Slowakei verletze damit vermutlich auch internationale Konventionen. Es sei daher an der Zeit, dass auch die EU-Kommission eine strengere Position einnimmt und „aktiver gegen Länder wie die Slowakei vorgeht“, hieß es.

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