Gemeinsamer Kampf gegen Antisemitismus in Europa

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat gestern die Europäische Union zum gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen.

„Der Grund, warum wir heute hier sind, ist das Wiederaufleben des uralten Hasses auf Juden hier in Europa“, sagte WJC-Präsident Ronald Lauder gestern in Brüssel, wo er an einer Sonderkonferenz des Europäischen Parlaments teilnahm.

Antisemiten und Neonazis gewinnen an Fahrt

Kritik übte Lauder dabei an den Vereinten Nationen, denen er Voreingenommenheit gegen Israel vorwarf. Zudem würden in ganz Europa Antisemiten und Neonazis ohne Folgen an Fahrt gewinnen. „In einer Zeit, in der der Extremismus die Zivilisation ernsthaft bedroht, in der wir mit globalen Unruhen konfrontiert sind, ist es nicht nur falsch, nach Juden zu suchen oder Juden zu verfolgen - es ist gefährlich für alle Europäer“, warnte Lauder.

„Wir dürfen nie Gleichgültigkeit zeigen“

Er rief alle Religionen auf, eine „solide Verteidigungslinie“ gegen den Antisemitismus aufzubauen. „Wir alle müssen zusammenarbeiten, um Europa wieder zum Zentrum des menschlichen Fortschritts zu machen. Wir müssen das für unserer Kinder tun, für die Zukunft Europas, für die ganze Welt“. „Ihr alle hier in diesem Raum seid Führungskräfte (leaders). Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen... und wir dürfen nie Gleichgültigkeit zeigen“, appellierte Lauder an die EU-Parlamentarier.

Holocaust als europäisches Ereignis

Lauder, der von 1986 bis 1987 US-Botschafter in Wien war, betonte, der Holocaust sei nicht nur deutsch, sondern ein europäisches Ereignis gewesen. „Praktisch jedes einzelne Land auf diesem Kontinent, mit wenigen Ausnahmen, hat den Deutschen geholfen, ihre jüdischen Bürger zusammenzutreiben, oder sie haben bequem in die andere Richtung geschaut, und das ist genauso gefährlich.“

Van der Bellen traf österreichische Holocaust-Überlebende

Die Sonderkonferenz fand am Tag der Rückkehr von Bundespräsident Alexander Van der Bellen von einem fünftägigen Staatsbesuch in Israel und Palästina statt. Vor seinem Abflug traf Van der Bellen in Tel Aviv mit österreichischen Überlebenden des Holocaust zusammen. Er versuche, die Geschichte des Antisemitismus zu verstehen, den „die Nazis nicht erfunden, sondern auf eine mörderische Spitze getrieben haben“, sagte der Bundespräsident vor österreichischen Überlebenden des Holocaust.

Lang vorbereitete Erklärung

In einer in New York veröffentlichten Presseaussendung hieß es, der WJC (World Jewish Congress) habe viele Monate lang mit österreichischen Regierungsbehörden und europäischen Institutionen zusammengearbeitet, um in enger Abstimmung mit der österreichischen jüdischen Gemeinde und dem Europäischen Jüdischen Kongress den Inhalt der Erklärung Lauders vorzubereiten.

Europäische Bemühungen

Lauder hielt seine Rede im EU-Parlament genau zwei Monate nach einer Erklärung der 28 EU-Innenminister, in der die Mitgliedstaaten angehalten werden, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit für jüdische Gemeinschaften, Institutionen und Bürger zu gewährleisten und die Bedeutung des Holocaust-Gedenkens und der Aufklärung zu unterstreichen.

Unterstützung für Internationale Allianz

Die EU-Mitgliedstaaten sollen zudem nachdrücklich die Arbeitsdefinition der Internationalen Allianz für das Gedenken an den Holocaust unterstützen, in der Antisemitismus in den Bereichen Strafverfolgung, allgemeine und berufliche Bildung definiert ist. Besondere Aufmerksamkeit sollen die Europäische Kommission und Europol dem Online-Antisemitismus und der Anstachelung zum Antisemitismus schenken.

Gastgeber der Konferenz im Europaparlament war die rumänische Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă, deren Land die EU-Ratspräsidentschaft am 1. Jänner von Österreich übernahm.

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