„Bisschen was muss sich ändern“

Die Wiener Lehrerin und Buchautorin von „Kulturkampf im Klassenzimmer“, Susanne Wiesinger, hat ihren Arbeitsplatz an einer Wiener Neuen Mittelschule (NMS) mit dem Bildungsministerium getauscht.

Sie arbeitet jetzt Vollzeit als Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte. Reine Symbolpolitik werde es mit ihr nicht geben, betont sie. „Ein bisschen was muss sich ändern.“ Dabei ist Wiesinger, die zuletzt an einer NMS in Wien-Favoriten Deutsch und Musik unterrichtet hat, durchaus optimistisch. Sie habe den Eindruck, dass das Thema Integration im Bildungsbereich Minister Heinz Faßmann (ÖVP) ein Anliegen ist. „Ich bin guter Dinge, dass sich da etwas bewegt. Wenn auch nur in kleinen Schritten.“

Bericht über Probleme in Schulen

Bis Ende des Jahres will sie sich bei einer Zuhörtour in allen Bundesländern ein Bild davon machen, bei welchen kulturellen Konflikten die Schulen im Alltag Hilfe von außen brauchen. Ergebnis davon soll 2020 ein Bericht sein, in dem die größten Probleme der Lehrer und der Schüler in Sachen Integration herausgearbeitet werden. „Ziel ist, dass das Ministerium Bescheid weiß über die Probleme und über die Maßnahmen, die sich die Lehrer wünschen.“ Laut Bildungsressort soll Wiesinger jährlich einen solchen Bericht vorlegen.

Unterschiede in den Schulen

Sollte sich herausstellen, dass es an anderen Schulen keine oder deutlich geringere Probleme mit Integrationsfragen und dem konservativen Islam gibt, wäre das für Wiesinger „wunderbar“: „Dann können wir uns auf die Schulen konzentrieren, wo diese Probleme intensiv auftreten und uns anschauen, warum es in bestimmten Regionen gut funktioniert und was die dort anders machen.“

Buch über „typische Brennpunktschule“

Allerdings betont die langjährige frühere sozialdemokratische Lehrervertreterin, dass die Schilderungen in ihrem Buch nicht nur ihre ehemalige Schule in Wien-Favoriten mit ihrer speziellen Schülerschaft betreffen. „Das ist eine typische Brennpunktschule in Wien. So kann ich das mit Sicherheit jetzt schon behaupten.“

Posten als Fortführung der Debatte

Ihren neuen Posten versteht sie als wichtige Fortführung der Debatte, die sie mit ihrem Buch angestoßen habe. „Aber ich stelle mir nicht vor, dass ich als Ombudsfrau in Pension gehe.“ Sie kehre danach auch gerne wieder an ihre Schule zurück. Von vielen Lehrerkollegen sei ihr Gang an die Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen worden. „Drum nimmt man mir das auch ab, dass ich wirklich was bewirken möchte.“ Sie wolle „einen kleinen Beitrag leisten zu einer verbesserten Integrations- und Migrationspolitik“.