Viele Fußball-WM-Stars waren Flüchtlinge

Die Weltkarriere von Luca Modrić begann in den Wirren des Krieges in seiner Heimat Kroatien, Victor Moses floh mit elf Jahren als Waise aus Nigeria: Viele der gefeierten Fußball-Profis auf der WM-Bühne haben bewegende Schicksale als Flüchtlinge hinter sich.

Einige laufen für ihre neue Heimat auf, andere entschieden sich für Länderspielkarrieren in ihren Geburtsländern bzw. jenen ihrer Vorfahren. Oft prägen die frühen Erlebnisse auch die späteren Wege als Fußballer.

Mittefeld-Fußballer Luka Modrić (Kroatien) gegen Verteidiger Sverrir Ingason von Island im Spiel der Gruppe D in der russischen Rostov-Arena, 26.6.2018

APA/AFP/Khaled Desouki

Mittefeld-Fußballer Luka Modrić (Kroatien) gegen Verteidiger Sverrir Ingason von Island im Spiel der Gruppe D in der russischen Rostov-Arena, 26.6.2018

Daniel Arzani floh als Kind aus dem Iran

Der australische Nationalspieler Daniel Arzani etwa floh als Kind mit seinen Eltern aus dem Iran. Das für seine Karriere notwendige Durchsetzungsvermögen hat der mit 19 Jahren jüngste Spieler des Turniers schon in der Kindheit gesammelt. „Wenn man beim Fußballspielen in den Straßen aufwächst, braucht man dieses Selbstvertrauen“, erklärte Arzani. „Nun das Land zu repräsentieren, das uns geholfen hat, ist etwas Besonderes.“

Moses wuchs bei Pflegeeltern in London auf

Nigerias Mittelfeldstar Moses wuchs bei Pflegeeltern in London auf, nachdem er Vater und Mutter bei religiösen Ausschreitungen in seiner Heimat verloren hatte. „Am Anfang war es hart, weil ich plötzlich in eine andere Kultur geworfen wurde“, sagte der 27-Jährige. „Als kleiner Bub in einem neuen Land musste ich neue Freunde finden, das war schwierig. Ich konnte am Anfang noch nicht einmal die Sprache.“ Doch er fand schnell einen Fußballverein, wechselte 2012 zu Chelsea und war bei dieser WM ein Führungsspieler Nigerias.

Steve Mandanda für Frankreich & Pione Sisto für Dänemark

Der in der heutigen Demokratischen Republik Kongo geborene Torhüter Steve Mandanda läuft mittlerweile für seine neue Heimat Frankreich auf, genauso wie Pione Sisto, der in Uganda als Sohn südsudanesischer Eltern geboren wurde und im Alter von zwei Monaten nach Dänemark kam. 2014 erhielt er die dänische Staatsbürgerschaft und feierte kurz darauf sein Debüt in der U21-Auswahl.

Schweiz mit vielen Profis anderer Herkunft

Die Schweiz hat neben den aus dem Kosovo stammenden Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, die nach dem 2:1-Sieg gegen Serbien mit ihrer Doppeladler-Jubelgeste für Aufsehen gesorgt hatten, viele weitere Profis im Kader, deren Wurzeln nicht in der Schweiz liegen. Dazu gehören Josip Drmić, der aus Kroatien stammt, oder der in Kamerun geborene Breel Embolo. Andere Profis gingen den umgekehrten Weg, so etwa der in der Schweiz geborene und aufgewachsene Ivan Rakitić, der bei der WM für seine Heimat Kroatien aufläuft.

Nur sechs Spieler des Kaders in Marokko geboren

Besonders eindrucksvoll ist das Beispiel Marokko: Nur sechs Spieler aus dem 23-Mann-Kader sind in Marokko geboren. Die meisten Leistungsträger wie Juventus-Turin-Verteidiger Mehdi Benatia oder Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam sind in Europa geboren und fußballerisch ausgebildet worden, ehe sie sich entschieden, das Nationaltrikot des Heimatlandes ihrer Eltern zu tragen.

Die meisten Spieler mit Fluchtgeschichte bei Kroatien

Die wohl meisten Spieler mit einer Flüchtlingsgeschichte spielen im kroatischen WM-Team. Viele der heutigen Profis verließen ihre Heimat als Kinder wegen der Balkankriege. Real-Madrid-Star Modrić lebte längere Zeit in Wohnheimen, sein Clubkollege Mateo Kovačić ist als Sohn einer Flüchtlingsfamilie in Linz geboren und aufgewachsen. Den Großteil seiner fußballerischen Grundausbildung erhielt er beim LASK.

„Erst beim Fußball haben die Leute angefangen, mich zu respektieren“

Die kroatischen Verteidiger Vedran Corluka und Dejan Lovren mussten ihre Heimat ebenfalls als Kind verlassen. „Man lässt alles zurück. Das ist hart“, berichtete Lovren, der bei Champions-League-Finalist Liverpool sein Geld verdient. „Ich habe als Kind gekämpft und ich werde mein ganzes Leben lang kämpfen. Erst beim Fußball haben die Leute angefangen, mich zu respektieren.“

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