Filmschaffende gegen Verhetzung & für Solidarität

Heimische Filmschaffende haben gestern anlässlich der Verleihung des Österreichischen Filmpreises im niederösterreichischen Grafenegg einen Appell gegen „jegliche Hetze“ und für ein „Mehr an Solidarität“ veröffentlicht.

FPÖ und Boulevardmedien würden das „Gift der Spaltung“ verbreiten, hieß es in dem von zahlreichen prominenten Regisseuren und Schauspielern mitunterzeichneten Schreiben. „Leisten wir Widerstand“, so der mit dem Hashtag „#klappeauf“ versehene Aufruf.

Gruppenfoto Preisträger im Rahmen der Vergabe "Österreichischer Filmpreis 2018" in Grafenegg

APA/Hans Punz

Gruppenfoto Preisträger im Rahmen der Vergabe „Österreichischer Filmpreis 2018“ in Grafenegg

„Große Sorge über den Zustand unseres Landes“

Gestartet wurde er anlässlich der Verleihung des Österreichischen Filmpreises, denn man mache sich „große Sorge über den Zustand unseres Landes“, der „gemeinsames Handeln“ erfordere. „Seit vielen Jahren wird von Seiten der FPÖ, aber mittlerweile auch von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien, unter Mitwirkung der Boulevardmedien Gift in unsere Gesellschaft gespritzt“, so die Diagnose. „Intoleranz jeder Art“ werde so sprachlich „gesellschaftsfähig“, der „Nährboden für Gewalt“ bereitet. Der „Koalitionspartner ÖVP toleriert diese Sprache und nutzt sie für seine politischen Zwecke“, wird kritisiert. Die „rote Linie“ diskriminierender Angriffe werde jeden Tag überschritten.

(v.l.), Hilde Dalik, Moderation, Ehrengast Max Grodenchik, Christoph Grissemann, Moderation, im Rahmen der Vergabe "Österreichischer Filmpreis 2018" in Grafenegg

APA/Hans Punz

(v.l.) Hilde Dalik, Moderation, Ehrengast Max Grodenchik, Christoph Grissemann, Moderation, im Rahmen der Vergabe „Österreichischer Filmpreis 2018“ in Grafenegg

Nur „Lippenbekenntnisse“ aus Regierungsecke

Die Filmschaffenden, darunter auch Adrian Goiginger und Barbara Albert, die als die großen Gewinner des 8. Österreichischen Filmpreises gelten und Hilde Dalik als eine der Moderatorinnen des Abends, haben bisher nur „Lippenbekenntnisse“ aus der Regierungsecke gehört. Von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und allen ÖVP-Regierungsmitgliedern wird gefordert, „die Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern deutschnationaler Burschenschaften und anderer rechtsextremer Organisationen sofort zu beenden“.

Fünf Auszeichnungen für „Die beste aller Welten“

Adrian Goiginger mit „Die beste aller Welten“ ist der große Gewinner des 8. Österreichischen Filmpreises. Die Autobiografie konnte fünf ihrer neun Nominierungen in Auszeichnungen ummünzen, darunter in den Königskategorien Bester Film, Regie und Hauptdarstellerin (Verena Altenberger). Auch Nebendarsteller Lukas Miko sowie Goiginger als Drehbuchautor waren siegreich.

 (v.l.), Hilde Dalik, Moderation, Adrian Goiginger in den Kategorien (Beste Regie, Spielfilm, Drehbuch) im Rahmen der Vergabe "Österreichischer Filmpreis 2018" in Grafenegg

APA/Hans Punz

(v.l.), Hilde Dalik, Moderation, Adrian Goiginger in den Kategorien (Beste Regie, Spielfilm, Drehbuch) im Rahmen der Vergabe „Österreichischer Filmpreis 2018“ in Grafenegg

Fünf Preise auch für „Licht“

Das mit dem Allzeithoch von 14 Nominierungen ins Rennen gegangene barocke Frauendrama „Licht“ von Barbara Albert kam indes ebenfalls auf fünf Auszeichnungen, allerdings in den „technischen“ Kategorien Kamera, Maske, Szenenbild und Kostüm. Einzig Maresi Riegner konnte sich in der Sparte der besten Nebendarstellerinnen durchsetzen.

„Untitles“ ausgezeichnet

Auf vier Filmpreise kam das letzte Projekt des verstorbenen Michael Glawogger, „Untitled“, das von Monika Willi fertiggestellt wurde - darunter auch den als bester Dokumentarfilm. Und der deutsche Schauspielstar Lars Eidinger konnte als bester Darsteller das Auditorium Grafenegg für seine Rolle in „Die Blumen von gestern“ verlassen. Clara Stern indes holte sich mit „Mathias“ den Sieg in der Kurzfilmsparte.

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