Österreichs Imame gegen Extremismus und Terror

Die Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) haben heute eine Deklaration gegen Extremismus und Terror unterzeichnet.

In dem Dokument, das von mehr als 300 Geistlichen verabschiedet wurde, werden nicht nur sämtliche Anschläge weltweit verurteilt, es wird auch zur Integration der Muslime aufgerufen. IGGiÖ-Präsident Ibrahim Olgun sprach von einem historischen Tag.

300 Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ)  im Rahmen der Unterzeichnung einer Deklaration gegen Extremismus im Islamischen Zentrum in Wien

APA/Herbert Neubauer

300 Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) im Rahmen der Unterzeichnung einer Deklaration gegen Extremismus im Islamischen Zentrum in Wien

Initiative von Geistlichen selbst ausgegangen

Die Initiative für die Deklaration sei von den Geistlichen selbst ausgegangen, betonte Olgun in einer kurzen Rede. „Deklaration der Imame in Österreich gegen Extremismus, Gewalt und Terror“, lautet dessen genauer Titel. Appelliert wird darin an sämtliche Muslime, einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in Österreich zu leisten. Weiter heißt es: „Wir verurteilen terroristische Gewalttaten in der ganzen Welt.“ Zudem werden die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft dazu angehalten, in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen teilzunehmen.

Warnung vor Rassismus aller Art

Die Imame warnen in ihrer Deklaration auch vor Rassismus jeglicher Art, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Eine dadurch angeheizte Stimmung wäre „ein perfekter Nährboden für extremistische Tendenzen in vielen Teilen der Gesellschaft“, heißt es darin. Das Dokument war heute bereits von 312 Geistlichen unterzeichnet und soll an Parlamentarier, Religionsgemeinschaften und NGOs gehen.

Für Sicherheit & Frieden einsetzen

Mehrere Punkte haben die Imame in ihrer Deklaration, die vor dem Islamischen Zentrum in Wien-Floridsdorf, Österreichs größter Moschee, heute unterzeichnet wurde. Neben der Verurteilung terroristischer Gewalttaten wird darin etwa auch festgehalten, „dass es zur Aufgabe eines jeden Muslims und jeder Muslimin gehört, sich für die Sicherheit und den Frieden des Landes sowie seiner Bürger und Bürgerinnen aktiv einzusetzen“.

Festhalten an verfassungsrechtlichen Prinzipien

Betont wird in der Deklaration auch, „das Festhalten an verfassungsrechtlichen Prinzipien in der Republik Österreich, darin eingeschlossen und besonders hervorzuheben die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, Pluralismus, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“. Zudem unterstrichen die islamischen Geistlichen die Bedeutung der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit, vor allem im Zusammenhang mit Jugendarbeit.

Ibrahim Olgun (M), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) und weitere 300 Imame im Rahmen der Unterzeichnung einer Deklaration gegen Extremismus  im Islamischen Zentrum in Wien

APA/Herbert Neubauer

Ibrahim Olgun (M), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) und weitere 300 Imame im Rahmen der Unterzeichnung einer Deklaration gegen Extremismus im Islamischen Zentrum in Wien

Warnung vor „pauschalierten Stigmatisierung“

Gleichzeitig warnen die Imame vor einer „pauschalierten Stigmatisierung der muslimischen Bevölkerung und antimuslimischen Rassismus in Österreich“. In der aktuellen Situation sei es wichtiger denn je, „klar zu differenzieren“, um religiöse Minderheiten vor populistischem Missbrauch und Anfeindungen zu schützen. Auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) appellierte an alle Konfessionen an einem Strang zu ziehen, um Hetzern keine Chance zu lassen.

„Dienst an der Gesellschaft“

Auch die Integration der Muslime in Österreich ist den Geistlichen in ihrer Deklaration ein Anliegen. „Wir, die Imame Österreichs, betrachten den Dienst an der Gesellschaft als eine der besten Handlungen, zu welcher der Islam immer wieder aufruft und fordern deshalb die Muslime zur aktiven Teilnahme in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen auf“, wurde in dem Dokument festgehalten.

Dass die Botschaft in der Bevölkeurng ankommt

Olgun hofft nun, dass die Botschaft der Deklaration - besser als vergangene einzelne Distanzierungen von Terror-Attacken - in der Bevölkerung ankommt. „Eine Religion, die für Frieden steht, kann keine fundamentalistischen, terroristischen oder radikalen Züge haben“, betonte er vor der Unterzeichnung. Vielmehr werde bei Anschlägen im Namen des Islam der Glaube „beschmutzt“. Dennoch werde man in den österreichischen Moscheen weiterhin Toleranz und Liebe predigen.

Menschenkette von Moschee bis zur Kirche

Von den mehr als 300 Unterzeichnern waren rund 180 persönlich zum Akt gekommen, weitere Geistliche haben sich laut IGGiÖ etwa via E-Mail deklariert. Noch ein paar Tage haben auch Imame, die nicht der IGGiÖ angehören Zeit, zu unterschreiben. Dann sollen Kopien an Politiker sowie Vertreter der Glaubensgemeinschaften und der Zivilgesellschaft ergehen. In naher Zeit ist noch ein weiterer symbolischer Akt, eine Menschenkette von der Moschee bis zur nächstgelegenen christlichen Kirche geplant.

Link: