Schock nach Brandstiftung in Mühlviertler Asylquartier

In Altenfelden in OÖ ist in der Nacht auf gestern eine noch nicht bewohnte Flüchtlingsunterkunft einer Brandstiftung zum Opfer gefallen. 48 Personen hätten demnächst dort einziehen sollen, der Schaden beträgt laut Rotem Kreuz 300.000 Euro.

Die Politik reagierte bestürzt. Das Rote Kreuz will aber an dem Projekt festhalten, ebenso Asyl-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) und der Ortschef.

Zwei Brandherde an der Außenmauer

100 bis 120 Feuerwehrleute standen seit etwa 2.00 Uhr im Einsatz, ein Teil von ihnen war auch tagsüber noch an der Brandstelle. Verletzt wurde bei dem Feuer niemand. Die Holzriegel-Fertigteilhäuser wurden laut Quartierbetreiber Rotem Kreuz aber völlig zerstört. Im Lauf des Tages fanden Ermittler zwei Brandherde an der Außenmauer. Damit stand fest, dass es sich um ein gelegtes Feuer gehandelt hat. Spuren von Brandbeschleuniger wurden nicht gefunden. Eine Spur zu möglichen Tätern fehlte vorerst.

Bürgermeister steht hinter Rotem Kreuz

In der Gemeinde gab es bisher keine Asylunterkünfte. Wie Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP) berichtete, sei ein früheres Projekt bereits an einer Unterschriftenaktion gescheitert. Bei dem nun abgebrannten Quartier habe er aber zuletzt den Eindruck gehabt, Bedenken seien ausgeräumt worden. Drohungen seien ihm nicht zu Ohren gekommen. Er stehe hinter dem Roten Kreuz, das bereits angekündigt hat, so rasch wie möglich mit dem Wiederaufbau der Unterkunft beginnen zu wollen.

Politiker geschockt und betroffen

Man kenne solche Dinge aus Deutschland, aber „dass es so etwas in Altenfelden gibt, hätte ich mir vor einigen Stunden noch nicht gedacht“, sagte ein „geschockter“ Gattringer im Gespräch mit der APA. Ähnlich war auch der Tenor vieler Politiker höherer Ebenen, die sich zu Wort meldeten. Er sei „zutiefst betroffen über die Brandstiftung im Asylquartier in Altenfelden“, so Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter. Die „Täter müssen ausgeforscht und zur Verantwortung gezogen werden“. Die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig befürchtet, „dass aufgeheizte Stimmung, bewusst gesteuerter Hass und Hetze den Funken überspringen ließen“. Die Sorge, dass Asylheime auch in Österreich niederbrennen, sei nun leider Wirklichkeit geworden.

Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen

LH Josef Pühringer (ÖVP) sprach von einer „verabscheuungswürdigen Tat“ und einen Angriff auf das gesellschaftliche Miteinander. „Verbrechen wie dieses haben in Oberösterreich nichts verloren. Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit müssen mit allen Mitteln des Rechtsstaats, aber auch mit der Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts bekämpft werden“, so der LH.

„Rasch kann aus verbaler Gewalt eine tatsächliche Gewalt werden“

Asyl-Landesrat Rudi Anschober von den Grünen sprach von einem „feigen“ Anschlag. „Mein Appell geht in dieser Stunde an alle, die in den vergangenen Monaten immer wieder rhetorische Stimmungsmache und teilweise auch Hetze gegen Menschen auf der Flucht betrieben haben“, damit aufzuhören. „Nur allzu rasch kann aus verbaler Gewalt eine tatsächliche Gewalt werden.“

SPÖ fordert Sonderkommission

Die SPÖ verlangt Maßnahmen auf Sicherheitsebene, etwa eine Sonderkommission der Polizei und die Einberufung des Landessicherheitsrats. Auch die Linzer SJ plädierte für eine Abrüstung der Worte.

Raschen Wiederaufbau sicherstellen

Der Sprecher von SOS Mitmensch, Alexander Pollak, forderte, die Politik müsse einen raschen Wiederaufbau sicherstellen. „Es darf auf keinen Fall zugelassen werden, dass Extremisten durch Gewaltakte darüber bestimmen, wo Asylsuchende untergebracht werden und wo nicht.“

Im Vorjahr 25 Übergriffe auf Asylunterkünfte

Der Fall in Altenfelden war aber nicht der erste dieser Art in Österreich: Laut einer Anfragebeantwortung des Grünen Abgeordneten Albert Steinhauser an die damaligen Ressortchefin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gab es im Vorjahr 25 Übergriffe auf Asylunterkünfte, darunter Brandstiftungen, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen, die meisten zwischen Juli und September, besonders viele in Kärnten.

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