Heimweh - eine Sehnsucht, die Menschen vereint - 10.1.2016

Heimweh - die Sehnsucht nach Bildern, Gerüchen, Geschmäckern, Geräuschen und Gefühlen des Ortes, den man Heimat nennt - ist ein universelles, generationenübergreifendes Phänomen.

Syrische Flüchtlinge, neue Österreicherinnen und Österreicher aus Afrika, Südamerika und China, Volksgruppenangehörige und Künstler erzählen in einer Spezialsendung von „Heimat Fremde Heimat“, in welchen Situationen sie das Heimweh packt und was dagegen unternommen werden kann.

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

ORF

Suhaib Zidan

„Den Ort der Kindheit trägt man in sich, wohin immer man auch geht, so wie die erste Liebe“, erzählt Suhaib Zidan, für den Heimweh den Antrieb symbolisiert, Syrien wieder aufbauen zu können. Suhaib Zidan lebt seit einigen Jahren in Österreich und betreibt mit seiner Familie in Wien das Restaurant „Zsam Zsam“.

Hoffnungsloses Heimweh nach Afrika

Wenn die Einsamkeit in Österreich zu groß werde, befalle sie ein hoffnungsloses Heimweh nach Afrika, erzählt eine Frau, die vor einer Terrormiliz geflohen ist und alles verloren hat. Hilfe bietet ihr dann die Klagenfurter Beratungsstelle Aspis und ein Gespräch mit dem Traumaexperten Klaus Ottomeyer.

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

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Klaus Ottomeyer, Psychotherapeut und Traumaexperte

Auf Euphorie folgt Sehnsucht

Der Psychotherapeut Klaus Ottomeyer erzählt davon, dass Migranten oder Flüchtlinge in dem neuen Land zuerst eine Euphorie erleben, Neugier und Abenteuerlust überwiegen. „Nach gewisser Zeit stellt sich die Sehnsucht ein, nach den verlorenen Menschen und Objekten“, so Ottomeyer. Bei Flüchtlingen kommt noch hinzu, dass sie sich nicht wohlfühlen können, „weil sie an die Menschen denken, die sie zurückgelassen haben, die vielleicht tot sind oder die sie in Armut und Not zurückgelassen haben“.

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

ORF

Monica Ladinig-Chavez

Gemeinsames Essen als Moment der Erinnerung

Die Salzburgerin Monica Ladinig-Chavez kocht mit Migrantinnen traditionelle Speisen aus ihrer Heimat Peru und anderen Ländern der Welt, um das Heimweh zu mildern. „Wenn jemand von der Community von Peru kocht, kommen alle und sagen, du hast genau so gekocht wie meine Oma, du hast genau so gekocht wie meine Tante. Das Essen bedeutet für uns, zusammen zu sein, sich zusammen an unsere Familien, an unsere Heimat erinnern zu können“, so Monica Ladinig-Chavez, die seit 15 Jahren in Österreich lebt und gelernt hat mit ihrem Heimweh umzugehen, wie sie sagt.

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

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Milka Kriegl

Heimweh nach verklingender Sprache

Dass man auch Heimweh nach einer verklingenden Sprache und alten Traditionen haben kann, erzählt die Kärntner Slowenin Milka Kriegl. Als sie nach 20-jähriger Abwesenheit in ihr Heimatdorf Achomitz/Zahomc zurückgekommen war, erlebte sie, wie ihre Sprache der Kindheit verstummt ist und damit das Dorf seine Identität verloren hat. „Jetzt bin ich aber Fremde in meiner Heimat“, dachte sich damals Milka Kriegl.

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

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André Heller, Künstler

Menschen mit Liebe empfangen

Der Künstler André Heller setzt auf eine transportable Heimat - die Musik etwa oder die Kultur ganz allgemein. „Mein Schmerz hört auf, wenn ich ein bestimmtes Bild vom Picasso anschaue, wenn ich die Stimme vom Oscar Werner höre, dann habe ich eine Heimat“, sagt André Heller. Er schlägt auch vor, Flüchtlinge mit Liebe zu empfangen, denn nur so könnten diese hier ein zu Hause finden. „Wenn wir jemandem begegnen, der in Not ist, egal ob er aus Österreich ist oder aus Syrien oder Eritrea, ihn umarmen und sagen, was kann ich für dich tun. Dass wir ihm das Gefühl geben, dass er erkannt wurde und wo man erkannt wird, fühlt man sich auch angenommen und wo man sich angenommen fühlt, ist einiges von Heimat.“

Heimat Fremde Heimat vom 10.1.2016

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Xiaoqiu Li, Universität Graz

Seine Heimat im Inneren schaffen

Xiaoqiu Li, Dozent für chinesische Kampfkunst und Qi Gong an der Uni Graz, rät den an Heimweh Leidenden sich eine Heimat in ihrem Inneren zu schaffen. Die Heimat sollte im Herzen sein, so Xiaoqiu Li, und das bringe schließlich den Körper in einen harmonischen Zustand.

Die Spezialsendung von „Heimat Fremde Heimat“ ist nach Ausstrahlung sieben Tage lang in der ORF TVThek zu sehen.

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