Journalisten gründeten Investigativ-Zentrum in der Slowakei

In Gedenken an den im Vorjahr ermordeten Journalisten Ján Kuciak haben Vertreter mehrerer slowakischer Medien ein Investigativ-Zentrum gegründet. Das Zentrum ICJK soll nach dem Willen der Gründer der Korruption, organisiertem Verbrechen und deren Verflechtungen zu Politik und staatlichen Institutionen nachgehen.

Ján Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová waren am 21. Februar vergangenen Jahres in ihrem Haus in Veľká Mača erschossen worden. Als Motiv werden Enthüllungen des Journalisten vermutet. Die mutmaßlichen Täter sind bereits in Untersuchungshaft, nach eventuellen Hintermännern wird weiter gesucht.

Jan Kuciak

Privatarchiv

Enthüllungen sollen der Öffentlichkeit und Medien kostenfrei im Internet zur Verfügung gestellt werden. Dass das Zentrum nach Kuciak benannt werden soll, habe man nach Absprache mit seiner Familie entschieden, teilten die Initiatoren mit. Der vor einem Jahr ermordete Aufdecker-Journalist habe immer von einem solchen Zentrum geträumt, erklärte Vorstandschef und Investigativ-Journalist Arpád Soltész.

Slowakische Investigativ-Journalisten bekommen mit der Gründung des ICJK eine bisher fehlende Plattform für die Zusammenarbeit mit Kollegen im Ausland, berichtete die slowakische Nachrichtenagentur TASR am Dienstag. Bereits Ende des vergangenen Jahres wurde dazu die Zusammenarbeit mit der internationalen Journalisten-Vereinigung Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCPR) vertraglich vereinbart, die ähnliche Projekte in über 30 Ländern vereint. Die Slowakei war bisher nicht vertreten, das Nachbarland Tschechien war mit dem Tschechischen Zentrum für investigative Journalistik dabei.

Pavla Holcová und Arpád Soltész

SITA | Branislav Bibel

Pavla Holcová | Chefin des Tschechischen Zentrums für investigative Journalistik und Arpád Soltész | Vorstandschef des ICJK und Investigativ-Journalist

Finanziert wird das neue Zentrum ausschließlich durch Spendengelder. Werbung oder bezahlten Inhalt lehnen die Gründer entschieden ab, erklärte Vorstandschef Soltész. Alle Enthüllungen werden auf der Webseite icjk.sk veröffentlicht und stehen auch Medien frei zur Verfügung.

Die Chefin des tschechischen Zentrums Pavla Holcová soll auch die Anlaufphase des ICJK in der Slowakei beaufsichtigen. Sie hatte mit Ján Kuciak auch an seiner letzten, unvollendeten Reportage über die italienische Mafia in der Ostslowakei und deren Verbindungen bis zu höchsten Regierungskreisen zusammengearbeitet.

Mitglied des Aufsichtsrates im ICJK wird Jozef Kuciak, der Bruder des ermordeten Journalisten. Während seiner Arbeit an den Panama Papers habe Ján immer beklagt, dass ein derartiges Zentrum in der Slowakei fehle, erklärte er. Das Zentrum werde jetzt die Arbeit von Ján fortsetzen und auch Causen mit internationalem Aspekt enthüllen, die grundsätzlich sein könnten, so Kuciak.

Link

Investigatívne Centrum Jána Kuciaka (Slowakisch)