KULTUR

Gedichte von Srečko Kosovel neu aufgelegt

„Mein Gedicht ist mein Gesicht“ heißt der Band, und tatsächlich sind sie voller Gesichter, die Gedichte von Srečko Kosovel. Der 1904 in Sežana bei Triest/ Trst geborene slowenische Dichter hinterließ bei seinem frühen Tod 1926 über 1.400 Gedichte, rund 80 Prosatexte, sowie Theaterentwürfe, Essays, Briefe und Notizbücher.

Das Erscheinen eines eigenen Buches hat er nie erleben dürfen. Ein noch von ihm vorbereiteter Band „samtener Lyrik“ konnte zu Lebzeiten nicht erscheinen.

Srečko Kosovel (1904-1926)
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Srečko Kosovel (1904-1926)

Zum 100. Geburtstag hatte Ludwig Hartinger eine Sammlung der von der Naturlandschaft des Karst/ Kras ebenso wie von existenziellen Erfahrungen geprägten Gedichte Kosovels auf Deutsch herausgegeben und dabei Randnotizen wie einen unterirdischen Karstfluss eingearbeitet, als Entsprechung für das „lesende Erwandern“ von Wortlandschaften, die ebenfalls voller harter Brüche, scharfer Kanten und jäher Überraschungen stecken.

Mit Federzeichnungen und Holzschnitten

18 Jahre danach ist nun im Otto Müller Verlag eine Neuauflage erschienen, erneut mit Federzeichnungen und Holzschnitten von Christian Thanhäuser ausgestattet. In seinem Nachwort erinnert Hartinger an einen anderen früh verstorbenen Dichter, dessen Werk im Otto Müller Verlag gepflegt wird: Georg Trakl. Hier wie dort ist der Schmerz allgegenwärtig. „Mein Gedicht ist Explosion / wilde Zerrissenheit, Disharmonie / Mein Gedicht will zu euch nicht (…)“, schreibt Srečko Kosovel, „mein Gedicht ist mein Gesicht.“