POLITIK

LH Kaiser entschuldigt sich bei Volksgruppe

Vor 80 Jahren begann die Deportation von Kärntner slowenischen Familien durch die Nationalsozialisten. LH Peter Kaiser (SPÖ) entschuldigte sich – auch in slowenischer Sprache – bei den Kärntner Sloweninnen und Slowenen, denen in der NS-Zeit so furchtbare Gräuel angetan wurden.

Am 14. April 1942 begannen die NS-Statthalter in Kärnten mit der Umsetzung des Führerbefehls, „dieses Land wieder deutsch zu machen“. In der Folge wurden 227 Familien von Kärntner Sloweninnen und Slowenen von ihren Höfen verjagt, mehr als 1.000 Männer, Frauen und Kinder wurden in Arbeitslager verbracht, in denen sie Zwangsarbeit verrichten mussten, schreibt der Landespressedienst.

„Viele von ihnen starben. Die Menschen wurden ihrer Würde beraubt, gedemütigt und gequält, sie erlitten bleibende körperliche und seelische Schäden“, so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser am Donnerstag, dem 14. April, in der Aussendung.

Entschuldigung in slowenischer Sprache

Kaiser entschuldigt sich bei den Kärntner Sloweninnen und Slowenen mit den Worten: „Vsem pregnanim koroškim Slovenkam in Slovencem se iz dna srca opravičujem za strašne grozote, ki so jih morali pretrpeti. Opravičujem se tudi njihovim družinam in narodni skupnosti – svojim slovensko govorečim rojakinjam in rojakom.“

"Die nationalsozialistische Tyrannei ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte unseres Landes. Viel zu lang wurde über die Mitverantwortung vieler an Abscheulichkeiten, Gewalt- und Terrorakten geschwiegen. Es hat viel zu lang gedauert, die ‚bequeme‘ Haltung ‚wir waren ja alle Opfer‘ aufzugeben und die Mitverantwortung einzugestehen“, betont der Landeshauptmann. Er hebt auch hervor, dass die Kärntner Sloweninnen und Slowenen durch ihre Teilnahme am bewaffneten Kampf gegen den Faschismus bzw. durch die materielle und ideelle Unterstützung dieses Kampfes wesentlich zur Wiedererrichtung eines freien, demokratischen Österreichs beigetragen haben. „Das wurde ihnen aber nicht gedankt, im Gegenteil, es kam zur Eskalation im Orttafelstreit und zu Jahrzehnten mit schmerzlichen Auseinandersetzungen“, so Kaiser. Es habe auch viel zu lang bis zur wechselseitigen Wertschätzung und bis zur Verankerung der slowenischen Volksgruppe in der Landesverfassung gedauert.

„Wertvolle Arbeit“ für Gedenk- und Erinnerungskultur

LH Kaiser dankt dem Verband der zwangsweise ausgesiedelten Slowenen/ Zveza slovenskih pregnancev (ZSP) für dessen „wertvolle Arbeit im Sinne der wichtigen Gedenk- und Erinnerungskultur“. Ganz klar darauf hinzuweisen, was am 14. April 1942 passiert ist, sei auch als wichtige Mahnung zu verstehen. „Wir müssen uns vor jeglichen Tendenzen hüten, die auf eine Spaltung unserer Gesellschaft abzielen“, sagt Kaiser und blickt dabei auch auf den mitten in Europa stattfindenden Krieg in der Ukraine.

Reaktion: „Neben Worten braucht es vor allem Taten“

In einer Reaktion sagte die Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer (Grüne), dass es neben Worten vor allem Taten brauche. „Kärnten und Österreich müssen sich jetzt im Tun beweisen. Die angestrebten Reformen der Minderheitenschutzbestimmungen, vor allem des Volksgruppengesetzes und des zweisprachigen Schulwesens, sind rasch umzusetzen“, so die Sprecherin für Volksgruppen und Gedenkkultur der Grünen.

Voglauer kritisiert, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten im Geschichtsbewusstsein Kärntens und Österreichs insgesamt entweder gar nicht oder nur unzureichend präsent sind. „Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir – auch 80 Jahre danach – der Deportation der slowenischen Familien aus Kärnten/ Koroška und der an ihnen begangenen Verbrechen gedenken und diese klar benennen. Wir können die Verbrechen an der slowenischen Volksgruppe in Kärnten nicht wieder gut machen. Eine offizielle Entschuldigung ist aber ein symbolischer Akt gegenüber den Überlebenden, ihren Nachkommen und der Volksgruppe. Kärnten hat jetzt einen ersten Schritt dazu gesetzt.“