POLITIK

Slowenien könnte Kroatien herabstufen

Slowenien könnte das benachbarte Kroatien wegen der dortigen „drastischen Zunahme“ von Corona-Infektionen schon am Dienstag von der Liste epidemiologisch sicherer Ländern streichen. Eine automatische Quarantäneverpflichtung bei der Rückreise würde das noch nicht bedeuten.

Besorgt über „drastische Zunahme“ von Infektionen

„Wenn sich der Trend fortsetzt, dann wird Kroatien schon morgen die kumulative Zahl von zehn Infektionen pro 100.000 Einwohner überschreiten“, sagte Regierungssprecher Jelko Kacin auf einer Pressekonferenz am Montag.

„In diesem Fall wird Slowenien gezwungen sein, Kroatien von der grünen Liste streichen“, sagte Kacin. Zehn Infektionen auf 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen ist in Slowenien der Grenzwert, bis zu dem Länder als epidemiologisch sicher gelten und für die es keine Reiseeinschränkungen gibt.

Jelko Kacin
rtvslo.si

Für Slowenen, die derzeit in Kroatien im Urlaub sind, wird sich deswegen bei der Rückkehr nichts ändern. Der Streichung von der „grünen Liste“ bedeutet nicht automatisch, dass Einreisende aus einem solchen Land bei der Rückkehr in die Quarantäne müssen. Die Pflichtquarantäne gilt nur für Länder auf der „roten Liste“, bei denen die Infektionszahlen bei mehr als 40 Fälle auf 100.000 Einwohner liegen.

Nachtlokale und Strandpartys als Hotspots

Kacin bezeichnete die Streichung von der Liste der „grünen“ Länder als „starke Warnung“ an alle, die eine Reise in das betreffende Land beabsichtigen oder sich bereits dort befinden. Slowenien erwartet, dass das kroatische Behörden Maßnahmen setzen werden, um potenzielle Infektionsquellen zu schließen und eine erneute Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

In erster Linie wird dem Nachbarland geraten, die Nachtlokale, die sich in Zagreb als Infektionsherd herausgestellt haben, zu schließen.

In Slowenien wurden laut offiziellen Daten im Juni insgesamt 44 Infektionsfälle aus dem Ausland importiert, die meisten aus Serbien und Bosnien, weswegen für die diese Staaten eine 14-tägige Quarantänepflicht eingeführt wurde. Mit Kroatien war in diesem Monat nur ein Corona-Fall verbunden.

Trotzdem sind die „drastisch“ zunehmenden Infektionszahlen im Nachbarland laut Kacin „besorgniserregend“. Nach letzten offiziellen kroatischen Daten wurden binnen 24 Stunden insgesamt 67 Infektionen bestätigt (Stand am Sonntag), größere Infektionsherde gibt es in Zagreb und der slawonischen Stadt Djakovo.

Zahlreiche Slowenen verbringen die Sommerferien an der kroatischen Adria, über 100.000 slowenische Bürger besitzen auch Immobilien im Nachbarland. Laut kroatischen Medien sind von den 255.000 ausländischen Urlaubern, die sich derzeit im Land befinden, die meisten Slowenen.

Slowenische Corona-App geplant

Die slowenische Regierung setzt auch auf andere Maßnahmen, um sich auf eine zweite Epidemiewelle vorzubereiten. Am Sonntagabend wurde beschlossen, eine Corona-Warn-Applikation für den Gebrauch auf Mobiltelefonen einzuführen.

Die App, die laut Kacin spätestens in einem Monat im Einsatz sein wird, soll freiwillig angewendet werden, außer bei jenen Bürgern, die entweder positiv getestet wurden oder denen die Quarantäne vorgeschrieben wurde. Sie werden zu der Anwendung verpflichtet sein, hieß es.

Der rechtliche Rahmen für die App muss noch vom Parlament bestätigt werden. Für die Aufsicht, ob sich die Bürger auf Quarantänebestimmungen auch halten, soll auch die Polizei eingesetzt werden.