KULTUR

„Gute Nachricht in schwieriger Zeit“

Nachdem bekannt wurde, dass der slowenische Autor Drago Jančar den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2020 erhält, erreichte ihn die Austria Presse Agentur in seinem Home-Office in Ljubljana. „Eine gute Nachricht für mich in dieser schwierigen Zeit", schrieb Jančar in einem Statement per E-Mail an die APA.

„Die Zeiten sind so Besorgnis erregend, dass alles auf der Welt weitaus wichtiger ist als die Literatur. Dennoch hat die Literatur immer von dem armen Menschen gesprochen, seiner Verletzlichkeit. Aber auch über Trotz“, schreibt der neue Staatspreisträger.

„Jetzt ist plötzlich alles um uns herum“

„Was für ein Zufall: Vor einigen Tagen brachte ein Postbote Kopien einer französischen Übersetzung meines Romans ‚Der Galeerensträfling‘. Darin widersetzte sich mein Held Johannes Ott im 16. Jahrhundert der Inquisition, floh vor den Menschen und vor der Pest, die Europa verschlang. Bis zum letzten Satz des Buches hält mein lieber Johannes seine Vitalität am Leben. Ich habe diesen Roman geschrieben als ich jung war, und die Pest war nur in Literatur- und Geschichtsbüchern zu Hause. Jetzt ist plötzlich alles um uns herum. Mein Held bedient sich der Medikamente jener Zeit, Knoblauch, Kräuter und Wein. Er sagt es nur am Ende, und dies ist der letzte Satz im Buch: ‚Ich werde am Morgen nüchtern sein und es wird keine dieser verdammten Träume mehr geben.‘ Ich hoffe wirklich, dass wir bald aus diesen seltsamen Träumen aufwachen. Und wir werden uns wieder auf das Leben und die Literatur freuen“, schließt Drago Jančar.