POLITIK

Nachbarschaftsdialog mit Slowenien

Mit Albanien gab es bereits ein österreichisches Kultur- bzw. Dialogjahr, mit Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien ebenso, derzeit läuft eines mit der Ukraine. Am Mittwoch wird nun mit zwei parallelen Veranstaltungen in Wien und in Ljubliana der „Nachbarschaftsdialog Österreich-Slowenien 2019/2020“ eröffnet.

„Wir haben sehr gute Erfahrungen mit solchen Dialogjahren gemacht“, versicherte Teresa Indjein, Kultursektionsleiterin im Außenministerium, am Montag bei einem Hintergrundgespräch in der Residenz der slowenischen Botschaft in Wien. „Man weiß immer zu wenig voneinander.“ – „Einiges wollen wir auch nicht voneinander wissen. Auch darüber müssen wir nachdenken“, ergänzte die slowenische Botschafterin in Österreich, Ksenija Škrilec.

Slovenska veleposlanica v Avstriji Ksenija Škrilec
ORF
Botschafterin Ksenija Škrilec

„Informationsdefizite und bilaterale Problemzonen“

Es gebe trotz einer langen Verbundenheit und einer starken wirtschaftlichen Verflochtenheit der beiden Länder (so stamme ein Viertel der in Slowenien konsumierten Waren aus Österreich) nicht nur Informationsdefizite, sondern auch bilaterale Problemzonen. „Tiefer darüber nachzudenken ist eine Aufgabe des Dialogjahres. Ein Dialog ist für mich, auch keine Scheu zu haben, die Dinge beim Namen zu nennen“, so die slowenische Botschafterin.

Österreichs Umgang mit Minderheiten „ausbaufähig“

Ausbaufähig sei etwa Österreichs Umgang mit Minderheiten. Das österreichische Budget dafür sei seit 25 Jahren nicht indexiert worden, die Finanzierung der einzigen slowenischsprachigen Wochenzeitung in Österreich erfolge weit überwiegend mit Mitteln aus Slowenien. Škrilec wünscht sich auch ein stärkeres Bekenntnis der Steiermark dazu, dass Minderheitenschutz und -förderung nicht ausschließlich Bundesverantwortung seien.

Das mag auch einer der Gründe sein, warum in Österreich neben Wien vor allem Graz/ Gradec Schauplatz der Veranstaltungen im Rahmen des Nachbarschaftsdialogs sein soll.

Film, Literatur…

Derzeit sind in jedem Land bereits rund 60 Veranstaltungen auf den Gebieten von Kunst und Kultur, Bildung und Wissenschaft in Planung. Vieles davon ist allerdings keine eigene Initiative, sondern wurde nur zur besseren Sichtbarkeit unter dem gemeinsamen Label zusammengeführt. So werden am 16./17. Oktober Filme des slowenischen Regisseurs Vlado Škafar, des Mitbegründers der Slowenischen Kinemathek, im Österreichischen Filmmuseum gezeigt.

Im Rahmen der dritten slowenischen Literaturwoche stellen von 4. bis 6. November Aleš Šteger, Drago Jančar, Mojca Kumerdej und Mirt Komel Neuübersetzungen ihrer Bücher u.a. auf der Messe „Buch Wien“ vor.

…Musik, Mode…

Tage des slowenischen Films sind ebenso in der Planung wie eine Intensivierung der Zusammenarbeit der Musik-Konservatorien in Ljubljana, Graz/ Gradec und Klagenfurt/ Celovec, eine Architekturausstellung oder eine Präsentation zeitgenössischen slowenischen Modedesigns.

Über die slowenische Journalistin und Weltreisende Alma Karlin (1889-1950) soll es im Juni 2020 in Kooperation mit dem Pokrajinski muzej Celje eine Ausstellung im Weltmuseum Wien geben.

…Ausstellungen…

Im Begleitprogramm soll es nicht nur allgemein um die stärkere Sichtbarmachung der Rolle der Frau gehen (neben Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit einer der Schwerpunkte im Dialog-Programm, dem auch eine von Tanja Prušnik und Felicitas Thun-Hohenstein kuratierte Ausstellung mit dem Arbeitstitel „Women Power.DIALOG“ gewidmet ist), sondern auch die deutsche Übersetzung der 2015 erschienenen Graphic Novel von Marijan Pušavec über Alma Karlin präsentiert werden.

…und Lipizzaner

Die slowenische Botschafterin zeigte sich begeistert über diese Art von Kultur- und Geschichtsvermittlung mittels Comics und hat bereits weitere Pläne, die eine besondere Schnittstelle zwischen Österreich und Slowenien betreffen, die sogar Gegenstand einer gemeinsamen Einreichung zum Eintrag in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes ist: „Wir haben die Idee einer Graphic Novel über die Lipizzaner. Das werden wir auch verwirklichen.“