POLITIK

Kroatien protestiert gegen D’Annunzio-Statue

Kroatien protestiert gegen die Einweihung einer Statue zu Ehren des italienischen Dichters und Mussolini-Freunds Gabriele D ́Annunzio in Triest/ Trst. Die Aufstellung bezeichnete die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović in einem offiziellen Protestschreiben an Italien als „skandalös“.

Statue „trübt freundschaftliche Beziehungen“

„Die Freundschaft zwischen Italien und Kroatien basiert heute auf Werten, die in totalem Widerspruch mit den Aktionen der Person stehen, der die Statue gewidmet ist“, hieß es in einem Schreiben des kroatischen Außenministeriums. Obwohl die Aufstellung der Statue auf eine Initiative der Gemeinde und nicht der staatlichen Behörden zurückzuführen sei, trübe sie trotzdem die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nachbarländern Italien und Kroatien, hieß es im Schreiben.

Die Halbinsel Istrien/ Istra war Italien nach dem Ersten Weltkrieg zugesprochen worden. 1919 bemächtigte sich eine italienische Freischärlereinheit unter Führung des Dichters D’Annunzio der Hafenstadt Rijeka (Fiume), die im Vertrag von Rapallo 1920 zum Freistaat erklärt wurde. 1924 verleibte sich das faschistische Italien Rijeka ein. Der Diktator Benito Mussolini erhob schließlich Anspruch auf Dalmatien und sprach von der Adria als dem „Mare Nostro“ (Unser Meer). Im Friedensvertrag von Paris 1947 musste Italien Istrien an Jugoslawien abtreten.

Poet, Pilot und Freund von Mussolini

Gabriele D’Annunzio (1863-1938) zählte zu den schillerndsten Persönlichkeiten Italiens, war Schriftsteller, Dichter, Flieger – und schloss sich 1925 dem Faschismus von Benito Mussolini an. Am 9. August 1918 kommandierte D’Annunzio das 87. Geschwader „La Serenissima“ Richtung Wien. Über Stephansdom und Graben ließ er die Bombenklappen öffnen und tausende Flugblätter abwerfen, die die Wiener dazu aufriefen, den Krieg zu beenden.

Die Skulptur des lombardischen Bildhauers Alesandro Verdi wurde am Donnerstag auf der zentralen „Piazza della Borsa“ in Triest/ Trst eingeweiht. Der Mitte-Rechts-Bürgermeister Roberto Dipiazza hatte mit seinem Beschluss, D’Annunzio eine Statue zu widmen, auch in Italien für Streit gesorgt. Befürworter und Gegner des Projekts hatten Unterschriften gesammelt. „In ganz Italien sind D ́Annunzio Straßen, Plätze und Schulen gewidmet. Er war ein großer Italiener, und wir sind über ihn stolz“, sagte Dipiazza bei der Einweihung der Statue.

Besetzte 1919 Rijeka

Als Anführer einer Freischärlergruppe besetzte Gabriele D’Annunzio am 11. und 12. September 1919 die Stadt Fiume (kroat. Rijeka, slow. Reka) im Kvarner-Golf östlich der Halbinsel Istrien/ Istra, um sie für Italien zu annektieren. Die italienische Regierung wagte es jedoch nicht, gegen den populären Künstler vorzugehen. Mehr als ein Jahr lang behauptete sich D’Annunzio als Kommandant der Stadt. Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Fiumes durch Jugoslawien im Jahr 1921 wurde er von der italienischen Armee aus der Stadt vertrieben und ließ sich in seiner Villa „Vittoriale“ in Gardone Riviera nieder.

Zusammen mit Mussolini agitierte er 1922 für eine Machtergreifung der Faschisten. Am „Marsch auf Rom“ und an der Machtübergabe an den „Duce“ beteiligte er sich jedoch nicht. Am 15. März 1924 wurde D’Annunzio von König Viktor Emanuel III. für die Besetzung Fiumes mit dem erblichen Titel eines „Fürsten von Nevoso“ geadelt.