Mazedonien nun offiziell Nordmazedonien

Skopje und Athen haben UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in einem gemeinsamen Schreiben darüber informiert, dass der neue Name Mazedoniens - Republik Nordmazedonien - in Kraft getreten ist. Mazedonien und Griechenland hatten am 17. Juni 2018 die Einigung über die Lösung des langjährigen Namensstreites erzielt.

Das kleine Balkanland Mazedonien hat sich nun offiziell in Nordmazedonien umbenannt. Die Umbenennung trat mit Wirkung vom Dienstag in Kraft, gab die Regierung in Skopje bekannt. Der neue Name ist Teil der Umsetzung eines Abkommens mit Griechenland aus dem Juni des Vorjahres. Entsprechende Verfassungsänderungen hatte das Parlament in Skopje im Vormonat gebilligt.

Athen hatte seit der Unabhängigkeit Mazedoniens vor 27 Jahren darauf bestanden, dass der nördliche Nachbar seinen Namen ändert, weil eine Region im Norden Griechenlands ebenso heißt. Als EU- und NATO-Mitglied hatte Griechenland mit seinem Veto jede Annäherung Mazedoniens an die westlichen Bündnisse blockiert.

Mit der Umbenennung ist der Namensstreit mit Griechenland beigelegt. Inzwischen ist auch der Beitritt Nordmazedoniens zur NATO eingeleitet worden. Das griechische Parlament hatte in der Vorwoche das diesbezügliche Protokoll ratifiziert.

Bei einer Feier vor dem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Skopje ist dann am Dienstag die NATO-Flagge gehisst worden. (Nord)Mazedonien hatte in der vergangenen Woche in Brüssel das NATO-Beitrittsprotokoll unterzeichnet.

In den Vereinten Nationen fungierte Mazedonien bisher unter dem vorläufigen Namen „Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien“ (FYROM). Wie die Presseagentur MIA meldete, wird im nordmazedonischen Außenministerium nun erwartet, dass die UNO-Mitgliedstaaten und internationale Organisationen vom UNO-Sekretariat in kürzester Zeit über die Namensänderung informiert würden.

Aufschriftwechsel an Grenzen startet

Nachdem Mazedonien (Makedonija) am Dienstagabend auch offiziell in Nordmazedonien (Republika Severna Makedonija) umbenannt worden war, hat die Regierung von Premier Zoran Zaev die Zollverwaltung damit beauftragt, innerhalb von drei Tagen die Namenstafeln an allen Grenzübergängen, die internationalen Flughäfen in Skopje und Ohrid mit eingeschlossen, auszutauschen. Der Wechsel sollte zunächst am Mittwoch am (nord)mazedonisch-griechischen Grenzübergang Bogorodica-Evzoni vorgenommen werden.

Die Tafeln sollen auch bei staatlichen Institutionen ausgetauscht werden. Auch die Bürger wurden zum Austausch ihrer Personaldokumente aufgefordert. Allerdings haben sie entsprechend der Regelung dafür fünf Jahre Zeit.

Medien berichteten auch, dass das bisherige Kfz-Kennzeichen - MK - in Zukunft ebenfalls geändert werden dürfte. Kommt es dazu, würden die Kfz-Besitzer Dokumente mit dem neuen Staatsnamen bei der regelmäßigen jährlichen Wagenkontrolle erhalten, hieß es.

Hintergrund zum Namensstreit

In Griechenland gibt es drei Verwaltungsregionen, in deren Namen „Mazedonien“ bzw. „Makedonien“ vorkommt: „West-Makedonien“, „Zentral-Makedonien“ sowie „Ost-Makedonien und Thrakien“. Insgesamt hat Griechenland 13 solche Verwaltungsregionen, die in Präfekturen und diese wiederum in Gemeinden untergliedert sind.

Während das an Albanien und die nunmehrige Republik Nordmazedonien (Republika Severna Makedonija) grenzende West-Makedonien gebirgig und nicht sehr dicht besiedelt ist, leben in Zentral-Makedonien immerhin knapp zwei der elf Millionen Griechen. Nur die Region Attika um die Hauptstadt Athen hat mit knapp vier Millionen mehr Einwohner. Die zentralmakedonische Regionalhaupt Thessaloniki (Saloniki/ Solun) ist nach Athen die zweitgrößte Stadt Griechenlands. Zentral-Makedonien gehört auch die am meisten von Touristen besuchten Gegenden des Landes.

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass gerade auf dem EU-Gipfel in Thessaloniki/ Solun im Jahr 2003 Mazedonien und den anderen Westbalkan-Staaten (Serbien, Albanien, Kosovo, Montenegro und Bosnien-Herzegowina) eine klare Beitrittsperspektive zugesagt wurde. In der Abschlusserklärung des sogenannten Westbalkan-Gipfels heißt es: „Die EU bekräftigt, dass sie die europäische Ausrichtung der westlichen Balkanstaaten vorbehaltlos unterstützt. Die Zukunft der Balkanstaaten liegt in der Europäischen Union.“ Griechenland blockierte im Streit mit dem Nachbarn Mazedonien um den Staatsnamen dann aber die EU-Annäherung.

Die Grenzen der historischen bis in die Antike zureichende Region Makedonien/ Mazedonien haben sich im Laufe der Zeit geändert. Teile von sechs heute existierenden Staaten gehörten irgendwann einmal zu Makedonien/ Mazedonien: Griechenland, Republik Mazedonien (FYROM) und Bulgarien sowie geringfügiger auch Albanien, der Kosovo und Serbien. Der Kern der Region liegt im heutigen Nordgriechenland. Die Republik Nordmazedonien ist aber der einzige, heute existierende Staat, dessen Fläche einmal zur Gänze zur antiken Region Makedonien gehörte.

Seine Blütezeit erlebte Makedonien als Königreich im alten Griechenland unter Alexander dem Großen. Unter Alexanders Vater Philipp II. erlangte Makedonien im 4. Jahrhundert vor Christus eine Vormachtstellung in Griechenland. Alexander schuf durch Eroberungen ein Reich, das bis nach Indien reichte. Es zerfiel nach dessen Tod, zwischen Athen bzw. anderen griechischen Staaten und Makedonien kam es zu Kriegen um die Vorherrschaft. Schließlich führten die Römer drei Kriege gegen die Makedonier, was schließlich zum Ende des Königreiches und 146 vor Christus zur Eingliederung ins Römische Reich als Provinz „Macedonia“ führte.

Der Name für Region und Provinz geht auf das altgriechische „Makedon, Makednos“ zurück, was so viel wie „groß gewachsen, schlank“ heißt. Die Einwohner der heutigen Republik Nordmazedonien sind zu einem Großteil ethnische Slawen (rund 25 Prozent Albaner), Mazedonisch ist eine dem Bulgarischen ähnliche, slawische Sprache. Slawen kamen im Frühmittelalter nach Makedonien, das damals zum griechisch geprägten Oströmischen Reich gehörte. Im Mittelalter wechselte die Zugehörigkeit zwischen Byzanz, bulgarischer und auch serbischer Herrschaft.

Ab dem späteren 14. Jahrhundert gehörte Makedonien dann zum Osmanischen Reich. Eine eigene Verwaltungseinheit mit dem Namen Makedonien gab es zu dieser Zeit nicht. Im 19. Jahrhundert wurden Makedonien und Thessaloniki/ Solun dann Zentren der nationalen Wiedergeburt der Bulgaren und slawischen Mazedonier, etwa der Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation (VMRO), von der Nachfolgeorganisationen bis heute existieren. Aufstände gegen die Osmanen nahmen in Makedonien ihren Ausgang. Die derzeit in Opposition befindliche nationalkonservative Partei in der Republik Nordmazedonien ist die VMRO-DPMNE.

Im Ersten Balkankrieg gegen die Osmanen 1912/13 waren Makedonien und Thrakien die Kriegsbeute von Serben, Griechen, Bulgaren und Montenegrinern. Im Streit darum untereinander unterlag Bulgarien im Zweiten Balkankrieg: der Großteil Makedoniens ging an Griechenland und Serbien, nur ein kleiner an Bulgarien und Albanien.

Die Anerkennung der slawischen Mazedonier als Nation kam erst mit Schaffung der Teilrepublik Mazedonien in Jugoslawien am Ende des Zweiten Weltkriegs. Davor in Serbien und dem späteren Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) galten die Mazedonier als „Süd-Serben“. Der jugoslawische Diktator Tito stritt sich mit dem kommunistischen Bruder Bulgarien und Griechenland, ob es eine eigene Nation der Mazedonier gebe, die entsprechende politische Berücksichtigung finden sollte, wie er es sah, oder ob sie zu den Bulgaren gehörten. In Griechenland hatten nach dem Zweiten Balkan-Krieg Zehntausende Slawen den griechischen Teil Makedoniens Richtung Bulgarien verlassen. Athen betrieb eine Assimilierungspolitik, eine Anerkennung als Minderheit gab es auch nach 1945 nicht. Im Griechischen Bürgerkrieg (1946-49) kämpften slawische Mazedonier auf Seiten der Kommunisten, die eine Autonomie oder gar Unabhängigkeit Makedoniens befürworteten.

Beim Zerfall Jugoslawiens erklärte sich die Sozialistische Teilrepublik Mazedonien Anfang der 90er Jahre für unabhängig als Republik Mazedonien. Der Streit mit Griechenland um den Staatsnamen - und auch die Staatsflagge - begann, rund um befürchtete Gebietsansprüche und das Kulturerbe das alten Makedonien.

Siehe Meldung vom 06.02.2019