Freie Kulturszene will nicht nur „Brösel“

Die Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen Kärnten-Koroška (IG KIKK) kritisiert den Kulturreferenten und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) mit einer Plakataktion und fordert eine Erhöhung des Kulturbudgets. Der Wunsch sei laut Land verständlich.

„Versemmelt Peter Kaiser die Kultur?“ fragt die IG KIKK, die sich am Mittwoch in einer Pressekonferenz „nicht nur Brösel“ für die freien Kulturschaffenden wünscht. Obmann Walter Oberhauser sagte, die Plakataktion sei ein Aufschrei und persönlich an den Kulturreferenten gerichtet. Man erwarte von ihm eine Positionierung und deutliche Worte, welchen Wert Kultur in Kärnten habe.

IG KIKK Plakat Kaiser

IG KIKK

Reale Kürzungen befürchtet

Kärntens Kulturbudget liege als einziges in Österreich unter einem Prozent und sei damit gerade einmal halb so groß wie das der restlichen Bundesländer. Seit 2012 gebe es alljährlich Kürzungen, so der IG-KIKK-Obmann. Dass der Landeshauptmann angekündigt habe, 2019 werde nicht gekürzt, lasse für das laufende Förderjahr Schlimmes befürchten.

Eine gute Kommunikationsbasis allein reiche nicht aus, solange „die ohnehin anhaltende Unterfinanzierung ohne Inflationsausgleich einer tatsächlichen Kürzung“ gleichkomme. Oberhauser sagte dazu weiter, man befürchte, dass die Budgets real gekürzt werden. Jetzt, wo es mehr Lohnabschlüsse und Inflationsausgleich gebe, würde man erwarten, dass die Mittel stärker fließen.

Ihre Forderung nach mehr Geld unterlegt die IG KIKK am Mittwoch mit Zahlen: 2010 habe das Kärntner Kulturbudget noch mehr als 30 Millionen Euro betragen und sei seither deutlich geschrumpft. 2016 wäre mit knapp 24 Millionen Euro ein Niedrigstwert erreicht worden. Der Anteil der Kulturförderung im Kärntner Gesamthaushalt betrage - Stand 2017 - 0,5 Prozent.

Im Burgenland bekommen die Kulturschaffenden mit 1,01 Prozent doppelt so viel wie in Kärnten, in Tirol sind es 1,94 Prozent, in Wien bekommt die Kultur mit 1,97 Prozent Anteil am Landesbudget am meisten, so die IG KIKK.

Sie warnt davor, dass viel Kultur in Kärnten nur noch ehrenamtlich geleistet werden könne. Durch die strengen arbeitsrechtlichen Bestimmungen kämen immer mehr Kulturarbeiter ins „Kriminal“. Positiv bewertet die freie Szene neben den in Aussicht gestellten 3-Jahres-Förderverträgen auch die wieder ins Leben zurückgeholte Kulturabteilung im Land.

Land: Wunsch nachvollziehbar

In einer Stellungnahme des Pressesprechers von Peter Kaiser, Andreas Schäfermeier, sei der Wunsch nach mehr Geld nachvollziehbar, auch die Landespolitik würde sich mehr Geld für sämtliche Bereiche wünschen. Das Landesbudget sei aber kein Wunschkonzert. Ein Vergleich des Kulturbudgets mit dem Jahr 2010 sei wenig seriös, weil Kärnten seit damals den drohenden Ruin nach der Hypo-Pleite zu bewältigen habe. Der Vorwurf, die Kultur erhalte „Brösel“, sei unhaltbar, so Schäfermeier, der auf nötige Gelder für die Unwetterkatastrophe verwies. Kaiser habe seine Wertschätzung gegenüber allen Kunst- und Kulturschaffenden immer wieder unter Beweis gestellt.

Verständnis für die Kritik der IG KIKK äußert hingegen Gerhard Köfer vom Team Kärnten: „Der Aufschrei der freien Szene ist aus unserer Sicht völlig nachvollziehbar. Seit Jahren ist es so, dass die großen Brocken Stadttheater, Landesmuseum oder auch der Carinthische Sommer einen Großteil des Kulturbudgets fressen und für die freien, kleineren Initiativen bleiben zumeist nur Almosen, oder um in der Sprache der IG KIKK zu bleiben, Brösel, übrig." Köfer spricht sich hierbei für eine Umschichtung „von den Big Playern zu den vielen kleinen Kulturschaffenden, die einen überaus wertvollen Beitrag zur Sicherstellung der kulturellen Identität unseres Landes leisten“, aus.

Meldung in slowenischer Sprache