1938: Progrome schon vor dem „Anschluss“

Am 12. März 1938 marschierten Hitlers Truppen in Österreich ein. Schon ab der Nacht davor kam es in einigen Regionen Österreichs zu antisemitischen Pogromen, die nicht von oben angeordnet waren, sondern von ortsansässigen Akteuren ausgingen.

Gewalt gegen Juden kam von lokalen Nazis

Direkt nach dem Anschluss wird Paul Bierer, der jüdische Zahnarzt von Mittersill im Salzburgerischen Pinzgau von Nationalsozialisten abgeholt und mit einem Strick in eine Allee geführt. Die Nazis drohen, ihn aufzuhängen, als ein Gendarm eingreift und ihm das Leben rettet. Der Fall Bierer ist nur eines von vielen Beispielen, in denen lokale Nazis rund um den Anschluss mit Gewalt gegen Juden vorgingen.

Im Bundesland Salzburg ist es allerdings einer der wenigen dokumentieren Fälle massiver eigenmächtiger Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung im März 1938, erklärt der Historiker Johannes Hofinger von der Universität Salzburg. „In diesen Tagen war das Ziel, die Macht voll und ganz zu übernehmen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Aber man wollte auch zeigen: Jüdinnen und Juden gehören nicht zu unserer Volksgemeinschaft.“

Deshalb verhaftete man bereits am 11. März, einen Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen, in der Landeshauptstadt die Brüder Paul und Max Schwarz. Die jüdische Gemeinde zählte nur um die 250 Mitglieder in Salzburg und die Kaufhausbesitzer waren zwei der wenigen bekannten Juden: „Man setzt ein Signal, indem man sie als Pars pro Toto für die Salzburger Juden verhaftete.“ Ansonsten konzentrierten sich die Nazis auf die politischen Gegner: Die Vertreter des austrofaschistischen Ständestaates. Jüdische Männer wurden nur verhaftet, wenn sie Personen des öffentlichen Lebens waren.

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