Chancen und Stärken durch Zweisprachigkeit

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) stellte in Brüssel einmal mehr die Stärken und Chancen Kärntens – insbesondere auch jene durch die Zweisprachigkeit und kulturelle Vielfalt – vor und verwies auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, berichtet der Landespressedienst.

Peter Kaiser Lorant Vincze Thomas Kassl Fuens Bruselj zakoreninjeni regijah

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Von rechts: LH Kaiser, FUEN-Präsident Vincze, Thomas Kassl (Volksgruppenbüro).

Kärnten hat sich dieser Tage neuerlich umfassend auf europäischer Ebene präsentiert und für Beachtung gesorgt, schreibt der LPD. LH Kaiser nahm in Brüssel als Mitglied im Ausschuss der Regionen (AdR) an dessen seit Donnerstag laufender Plenarsitzung teil. Parallel dazu hielt die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ein Forum europäischer Minderheitenregionen ab. Dabei war Kaiser am Freitag auf Einladung von FUEN-Präsident Loránt Vincze Teilnehmer einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion. Der Landeshauptmann verwies dabei auch auf die 2020, im Jubiläumsjahr der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920, in Kärnten ausgetragene Fußball-Europameisterschaft der autochthonen, nationalen Minderheiten „Europeada“. Außerdem definierte Kaiser die vielschichtigen Begriffe Heimat und regionale Identität aus seiner und der Sicht eines Bundeslandes am Schnittpunkt dreier Kulturen.

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Die Podiumsdiskussion stand unter dem Thema „Verankert im Heimatland – Regionale Identitäten stärken die territoriale Zusammenarbeit und die soziale Entwicklung“. Kaiser dankte für die Möglichkeit, die politische und gesellschaftliche Weiterentwicklung Kärntens in diesem internationalen Forum zu präsentieren. „Kärnten ist allein durch seine Lage im Herzen der Alpen-Adria-Region ein Kristallisationspunkt der europäischen Integration“, betonte er.

Straßen und Schienen für wirtschaftliche Vernetzung

Als konkrete und erfolgreiche Beispiele der grenzüberschreitenden Kooperationen nannte er die Euregio „senza confini - ohne Grenzen“ zwischen Kärnten, Friaul-Julisch Venetien und dem Veneto, die Alpen-Adria-Allianz und das Gemeinsame Komitee Slowenien-Kärnten/ Skupni odbor Slovenija-Koroška. Als ein Beispiel für den intensiven Austausch mit Slowenien nannte Kaiser den Bereich Verkehr und Infrastruktur. Er verwies u.a. auf den Statusbericht zur „Alpine-Westbalkanachse“, das Verkehrskonzept Lavamünd, den Verladebahnhof Kühnsdorf/ Sinča vas, das Logistikzentrum in Fürnitz/ Brnca mit der Bahnverbindung nach Koper/ Capodistria, die zweite Röhre des Karawankentunnels, die Adaptierungen zur Tunnelsicherheit beim Karawanken-Eisenbahntunnel oder die Zusammenarbeit bei der Zugverbindung Bleiburg/ Pliberk-Prevalje. „Verkehrsinfrastruktur mit Straßen und Schienen sind quasi Lebensadern, die unsere Regionen miteinander verbinden und ganz wesentlich für wirtschaftliche Vernetzung und Weiterentwicklung sorgen. Deswegen ist es auch und speziell in diesem Bereich unser gemeinsames Anliegen, uns über Bundesländer- und Staatsgrenzen hinweg zu koordinieren und gemeinsam an einem Verkehrsstrang zu ziehen“, machte Kaiser laut LPD deutlich.

Europeada 2020 Loibe Olip Arthofer

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Zur von den Kärntner Slowenen ausgetragenen Fußballeuropameisterschaft „EUROPEADA 2020“ sagte Kaiser, dass sie im Jubiläumsjahr „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ stattfinden werde. Den Zuschlag dafür erhielt Kärnten von der FUEN. „Der Zuschlag ist auch ein Beleg für die politische und gesellschaftliche Weiterentwicklung, die in unserem Bundesland gerade in den letzten Jahren und speziell im Bereich der Volksgruppenpolitik stattgefunden und offenbar europaweit Beachtung erfahren hat“, so Kaiser, der exemplarisch den Beschluss zur neuen Kärntner Landesverfassung mit der erstmaligen Verankerung der slowenischen Volksgruppe hervorhob. Und weiter: „Wir erwarten Teams aus 17 europäischen Ländern, es soll für die Volksgruppen ein Fest der Begegnung und des gegenseitigen Austausches werden.“ Als Motto der „EUROPEADA 2020“ habe man „together unique. skupaj enkratni. gemeinsam einzigartig“ gewählt. Das „EUROPEADA“-Village werde in der Tourismusregion Klopeinersee-Südkärnten errichtet.

Vielschichtiger Begriff „Heimat“

Zum Begriff Heimat meinte Kaiser, dass Geschichte und Tradition unserem Land und seiner Bevölkerung viel von seiner Identität geben würden. Die Spuren der Heimat seien in der Landesgeschichte unauslöschlich. Es gehe aber vor allem auch um den mutigen Blick nach vorne, Zukunftsgestaltung und Visionen. „Heimat ist Geborgenheit, Wohlfühlen, aber auch Offenheit, Toleranz, Respekt, Miteinander, Wertschätzung und Zusammenhalt“, so Kaiser. Die eigene Identität zu bewahren, sei für eine Nation ebenso wichtig wie für eine Region oder ein Bundesland. „Andere Kulturen, Bevölkerungsgruppen, Religionen zu akzeptieren und zu respektieren, heißt nicht, seine Identität aufzugeben. Mehrsprachigkeit, kulturelle Vielfalt sind Chancen, die nicht liegen gelassen werden dürfen“, betonte Kaiser. Für ihn sind Regionen die DNA Europas und Garant für Wettbewerbsfähigkeit. „Regionales Handeln ist die Antwort auf globalisiertes Denken“, so Kaiser, der auf die Wichtigkeit von Innovationen, Investitionen, Regionalismus und Internationalität hinwies.

Die Podiumsdiskussion wurde mit einer Keynote von Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa (ÖVP) eingeleitet. Unter Moderation von FUEN-Vizepräsident Daniel Alfreider, der auch Mitglied des italienischen Parlaments ist, diskutierten neben Kaiser noch Vertreterinnen und Vertreter aus Rumänien, Schleswig-Holstein, vom Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarats sowie von der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Die gesamte Forumsveranstaltung stand unter dem Motto „Stark in den Regionen verwurzelt – Minderheitengemeinden und Sprachminderheiten in den Regionen der EU“.

„Minority Safepack Initiative“

Die autochthonen Minderheiten in Europa wollen sich noch stärker vernetzen und streben mit der Unterschriftensammlung „Minority Safepack“ ein EU-Gesetz zu ihrem Schutz und ihrer Unterstützung an. Die FUEN ist mit gegenwärtig fast 100 Mitgliedern aus 33 europäischen Staaten der größte europäische Dachverband, der sich für die Rechte der autochthonen Minderheiten einsetzt.

- Meldung in slowenischer Sprache
- Siehe Meldung vom 27.11.2017