Ex-Komiker gegen „Instagram-Präsidenten“

Amtsinhaber Borut Pahor hat bei der Präsidentenwahl in Slowenien im Herbst einen weiteren Konkurrenten bekommen. Der Bürgermeister von Kamnik, Marjan Šarec, ist ins Rennen um das Präsidentenamt eingestiegen. Bevor der frühere Komiker Lokalpolitiker wurde, imitierte Šarec slowenische Politiker.

Schauspieler und Imitator

Šarec, der im Dezember 40 Jahre alt wird, kündigte seine Kandidatur am Mittwoch via Facebook an. In der slowenischen Spitzenpolitik sei die Zeit reif für einen Generationswechsel, schrieb er.

Als Schauspieler imitierte Šarec vor seiner politischen Karriere in Satiresendungen in Fernsehen und Radio mehrere slowenische Politiker. Seine Parodien vom verstorbenen früheren Präsidenten Janez Drnovšek sind längst legendär. Zu seinem Repertoire gehörten auch Ex-Präsident Danilo Türk, der aktuelle Außenminister Karel Erjavec sowie Oppositionsführer, Ex-Premier Janez Janša.

Marjan Šarec

sta.si

„Ernste Funktionen werden unernst genommen“

Šarec ist aber kein „Spaß-Politiker“: Es störe ihn, „dass ernste Funktionen sehr unernst genommen werden“, sagte er im Interview mit der Tageszeitung „Večer“. Seine Kandidatur sei ein Resultat der Unzufriedenheit mit dem aktuellen Staatspräsidenten. „Wenn ich zufrieden wäre, würde ich mich darauf nicht einlassen“, sagte er zu seiner Kandidatur. Laut Beobachtern könnte Šarec vor allem sogenannte Protestwähler ansprechen.

Ein Staatsoberhaupt dürfe sich nicht als Star aufführen, kritisierte Šarec. Er bezog sich damit auf Pahor, der als „Instagram-Präsident“ weltweit Schlagzeilen machte. Pahors Instagram-Account hat 34.000 Follower. Fast täglich postet der Amtsinhaber auf dem Online-Bilderdienst einen Schnappschuss. User bescheinigen dann in ihren Kommentaren, dass Pahor volksnah, menschlich und sympathisch sei.

„Die Politiker sollen den Menschen schon nahe kommen, aber das bedeutet nicht, dass ich ihnen helfen werde, den Rasen zu mähen (...)“, sagte Šarec mit Blick auf Pahors erste Wahlkampagne. Im Jahr 2012 verbrachte Pahor nämlich als Präsidentschaftskandidat als Leiharbeiter zwei Monate lang jeweils einen Arbeitstag in verschiedensten Berufen. So war er Straßenarbeiter, Müllmann, Schwimmlehrer, Förster, Altenpfleger, Architekt, Automechaniker, Radiomoderator und Bäcker.

Fünf Herausforderer für Pahor

Šarec ist der fünfte Herausforderer des aktuellen slowenischen Präsidenten. Doch nicht alle, die kandidieren wollen, werden auch die mindestens 5.000 Wählerunterschriften zustande bringen, die nötig sind. Aber Šarec und auch der jetzige Botschafter in Mazedonien, Milan Jazbec, dürften diese Hürde nehmen.

Ein konkreter Wahltermin steht noch nicht fest. Pahor, der beliebteste Politiker in Slowenien, gilt als Favorit. Die großen Parteien haben aber noch keine Präsidentschaftskandidaten nominiert.