Sohn des kommunistischen Reformpolitikers Pavol Dubček | Suche nach politischem Nährboden für menschliche Politik

„Mein Vater hatte das Ziel, die Gesellschaft zu reformieren und ich möchte einen Traum meines Vaters, eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, verwirklichen“, sagte der Sohn des ehemaligen tschechoslowakischen Reformpolitikers Alexander Dubček, Pavol Dubček jüngst bei einer Diskussion in Wien.

On demand | Rádio Dia:tón | 18.3.2019

Pavol Dubček wird bei den kommenden Europa-Wahlen als Kandidat für eine, für seinen Namen überraschende Partei ins Rennen gehen: Die mitregierende, nationalistische “Slowakischen Nationalpartei | Slovenská národná strana (SNS)“.

Diskussion "Von Alexander Dubček bis Jan Kuciak – Ein Zeitzeugen-Gespräch mit Pavol Dubček und Tibor Macák über die Slowakei von gestern und heute“

yvonne erdost

EU als Garant für den Frieden

Die EU sei untrennbar mit den Nationalstaaten verbunden und ein „bedeutendes zu Hause und ein Garant für den Frieden für alle. Das Gebilde der Nationalstaaten kann man von dem Gebilde der europäischen Union nicht trennen“, so antwortet Dubček auf die kritischen Fragen der Journalisten hinsichtlich seines Antretens für eine nationalistische Partei als Stimme der Slowakei im gemeinsamen Europa. Die Slowakei müsse sich von ihrem korrupten Institutionen und Persönlichkeiten trennen. In der Politik seien Menschen notwendig, die sich hingebungsvoll opfern für das Wohle der Mitbürger, wie sein Vater es einst getan hat. Politiker sollten keine Privilegien genießen und sich bereichern, sondern dem Allgemeinwohl dienen, dafür plädiert der Arzt und Stadtpolitiker Dubček: „Ein Politiker ist eigentlich ein Diener des Volkes. Seine Aufgabe ist es, sich für die Interessen der Menschen stark zu machen und nicht für seine eigenen.“

Alexander Dubcek | Filmpräsentation in Wien

ORF | yvonne strujic

Für Pavol Dubček sei es vorrangig, der Europäischen Union angesichts der aktuellen Krisen den Rücken zu stärken und der Bevölkerung auch darzulegen, wie bedeutend dieser Völkerbund für jedes individuelle Wohl und ein friedliches Zusammenleben ist: „Mein Vater war schon ein großer Verfechter der Idee der europäischen Union. Sein Ziel war es, mit Politikern/innen wie Bruno Kreisky, Olof Palme die Idee eines gemeinsamen Europas, das als Prioritäten Frieden und Freiheit gewährleistet, zu verwirklichen.“

Dubčeks Suche nach geeigneter Partei, um einstige reformkommunistische Ideale des Vaters in der heutigen Politik umzusetzen

In die Fußstapfen seines Vaters Alexander Dubček, der im Jahr 1968 die Führung der tschechoslowakischen kommunistischen Partei übernahm und rasch zahlreiche Demokratisierungsprozesse in Gang setzte, tritt sein Sohn schon einige Jahre als Stadtpolitiker für den Bratislaver Stadtteil „Nove mesto“. 2014 kandidierte Dubček bereits an erster Stelle für die „Direkte Demokratie | Christliche Volkspartei | Priama demokracia | Kresťanská ľudová strana“, die nur 0,42% der Stimmen erhielt. Nach den letzten Eurpawahlen 2014 zogen für die Slowakei acht Parteien ins Europaparlament ein. Die meisten Stimmen erhielt die sozialdemokratische Partei SMER SD, an zweiter Stelle waren die Christdemokraten | Kresťanskodemokratické hnutie, an dritter die Slowakische demokratische und christliche Union | Slovenská demokratická a kresťanská únia - Demokratická strana.

České Ozvěny | Slovenské Ozveny

ORF

Alexander Dubček

Dubčeks Enttäuschung über die, laut ihm „angeblich linksgerichteten sozialdemokratischen Parteien“ sitze ihm tief in den Knochen. Sie rühmen sich mit Zitaten und Bildern seines Vaters, jedoch klinge es für den Arzt fast höhnisch, wenn sie die Ideale seines Vaters hochzuhalten vortäuschen. Korruption und Egoismus beherrsche die aktuellen Regierungsparteien mehr als die Nächstenliebe, für die das politische Herz seines Vaters Alexander Dubček pochte.

Pavol selbst habe sich deshalb diesmal entschieden, für die älteste Partei der Slowakei zu kandidieren, die Slowakische Nationalpartei. Es sei ihm bewusst, dass diese Partei von einem Schleier von radikal rechtsnationalistischen, rassistisch verhetzenden Personen umgeben war, so Pavol Dubček, heute sei dies jedoch nicht mehr der Fall und so könne er sich aber eben noch am ehesten mit den aktuell geltenden Idealen dieser Partei identifizieren, erklärt der Sohn des Reformkommunisten.

Die europaweit zwölften, für die Slowakei vierten Wahlen ins Europaparlament finden am 25.Mai 2019 statt. Das neugewählte Europaparlament wird 705 Mandate inne haben, wovon 14 der Slowakei zustehen werden, um einen mehr als in der vorhergehenden Periode. Dies hängt mit dem geplanten EU Austritt Großbritanniens im Jahr 2019 zusammen.

Im aktellen Volksgruppenmagazín Rádio Dia:tón am 18.3.2019 | 21:40 Uhr | Radio Burgenland livestream spricht Pavol Dubček über die slowakische politische Landschaft und seine Vorhaben.

Yvonne Erdost | ORF Volksgruppen

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