Edita Gruberova in der Rolle von Elisabetta I, Königin von England.
APA/Roland Schlager
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1946–2021

Edita Gruberova ist tot

Die slowakische Sopranistin Edita Gruberova ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 74 Jahren in Zürich, wie ihre Familie mitteilen ließ. Nach ihrem Debüt an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht verfolgte sie über Jahrzehnte eine Weltkarriere. Gruberova zog sich 2019 von der Bühne zurück.

Während vieler Jahrzehnte war Gruberova an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt zu Hause. Ihre außerordentliche Stimme motivierte Regisseure immer wieder, selten gespielte Opern mit besonders schwierigen Gesangsrollen eigens für sie ins Programm aufzunehmen. Als „Königin der Koloratur“ erntete Gruberova Publikumsovationen.

Geboren am 23. Dezember 1946 in Bratislava, wuchs Gruberova in einfachen Verhältnissen auf. Auf Drängen eines Pfarrers bewarb sich die musikbegeisterte junge Frau am Konservatorium in Bratislava und studierte dort von 1961 bis 1968. Danach ging es steil nach oben. An der Wiener Staatsoper debütierte sie 1970 in Mozarts „Zauberflöte“ als Königin der Nacht. 1974 sang sie in derselben Rolle erstmals an der Bayerischen Staatsoper.

„Diva des Belcanto-Gesangs“

In kürzester Zeit wurde sie daraufhin zu einer der gefragtesten Interpretinnen der Rollen der Zerbinetta, Konstanze, Donna Anna, Rosina, Gilda, Violetta und Lucia, die sie an Bühnen wie der Mailänder Scala, London Covent Garden, Metropolitan Opera New York, Grand Opera Paris und an den Opernhäusern Berlin, München, Genf, Zürich, Florenz, Madrid und Barcelona interpretierte.

Sich selbst erfreute sie damit, dass sie ihre ausdrucksstarke Stimme für ganz individuelle Interpretationen nützte. Sie mochte zum Beispiel die Kompositionen des italienischen Komponisten Gaetano Donizetti besonders, weil dieser ausdrücklich gewünscht habe, dass die Sängerinnen und Sänger kreativ seien, anstatt sich streng an detaillierte Vorgaben zu halten, verriet sie 2015 in einem Interview.

Beinamen hat die österreichische und bayrische Kammersängerin im Laufe ihrer Bühnenkarriere viele errungen: „Königin der Koloratur“ etwa und „Diva des Belcanto-Gesangs“, wie sie in Medienberichten gern tituliert wurde.

„Schönste Erinnerung“ an Wiener Staatsoper

Unter den schönsten Erinnerungen ihrer Karriere nannte sie noch 2016 zuallererst ihren musikalischen Durchbruch 1976 als Zerbinetta unter Karl Böhm als Dirigent. Auch die Rolle der Lucia in Donizettis „Lucia di Lammermoor“, die sie erstmals 1978 an der Wiener Staatsoper sang und seitdem immer wieder, gehörte zu ihren liebsten Rollen. Als Violetta in Verdis Oper „La traviata“ Ende der 1980er Jahre an der New Yorker Met unter Carlos Kleiber hatte sie nach eigenem Bekunden einen ihrer schönsten Auftritte.

Obwohl sie seit 45 Jahren im Ausland lebe und selten in die Slowakei reise, sei ihre emotionale Bindung nicht verloren gegangen, betonte sie kurz vor ihrem 70. Geburtstag im Dezember 2016: „Die Slowakei ist und bleibt mein Heimatland. Dort fühle ich mich zu Hause, entspannt und freudig.“ Von der Opernbühne verabschiedete sich Gruberova im März 2019 an der Bayerischen Staatsoper in einer ihrer Paraderollen: als Königin Elisabetta in Donizettis Tragödie „Roberto Devereux“ in einer Inszenierung von Christof Loy.