Vier Babys liegen nebeneinander
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Rádio Dia:tón

Zu den Wurzeln der Ernährung mit Renáta Ďurina

Heute geschehen Stillberatungen nach der Geburt eher „zwischen Tür und Angel“ von Krankenschwestern, bedauert Renáta Ďurina: „Wenn einer Mutter dann gesagt wird, dass es bei ihr schwierig ist, verliert sie schnell den Mut und gibt das Stillen auf. Oft nur auf Grund von einer einzigen Aussage. Das darf nicht passieren!“

Renáta Durina | Laktationsberaterin
Renata Durina
Renáta Ďurina

Renáta Ďurina ist „mit dem Bus nach Wien gekommen“, wie die gebürtige Slowakin im Gespräch für das Volksgruppenmagazin Dia:tón erzählt. So verbindet sie den Bahnhof Wien Mitte bis heute als ihre erste Verbindung nach Wien.

Die gelernte Krankenschwester lebt nun mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Herzen dieser Stadt und fokussiert sich beruflich seit jeher für Frühgeburten, dem Umgang und die Bedeutung von Muttermilch in diesem Kontext.

Die Krankenschwester ist seit über 15 Jahren als Still- und Laktationsberaterin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Sie bedauert, dass das AKH bisher, ihres Wissens nach, das einzige öffentliche Wiener Krankenhaus ist, das diese Dienstleistung anbietet. Für die Realisierung dieser in ihrem Krankenhaus hat sich Renáta vor Jahren selbst mit Fleiß und Schweiß eingesetzt und schließlich ihr Ziel erreicht. „Es ist mir einfach ein Herzensanliegen, Frauen müssen wissen und zum Teil ‚wiedererfahren‘ wie die natürlichste Sache der Welt, das Stillen, gut funktionieren kann. Auch wenn es zu Beginn schwierig aussieht oder eben, wie bei Frühgeburten, besonders herausfordernd sein kann. Ich helfe Frauen, sich selbst in dieser Hinsicht wieder zu Vertrauen. Jede Mutter will das beste für ihr Kind, darauf baue ich immer, sie brauchen oft nur jemanden, der ihnen, anstatt zu sagen ‚Sie haben einfach zu wenig Milch‘ oder ‚Mit diesen Brustwarzen wird es nicht gehen‘, Mut macht und ihnen ihre Macht zurückgibt“, so Ďurina.

Die Stillberaterin weist auf zahlreiche Studien hin, die durch unzählige gesundheitliche Vorteile belegen, wie Bedeutend Stillen bei Frühgeburten aber natürlich auch bei allen anderen Neugeborenen ist. Dabei deutet sie auf einen großen Bücherstapel auf ihrem Esstisch hin, an dem wir das Interview führen. Titel wie „Brestfeeding“, „Psychologie der Neonatologie“ ergänzen sich hier mit Fachbüchern und Artikel über Geburt, Säuglingsernährung und Laktation. Renáta schmunzelt und verrät, dass sie gerade im Endspurt ist, ihre Universitäre Ausbildung in dieser Fachrichtung abzuschließen. Die wohl schon von vielen geteilte Erkenntnis, dass Muttermilch bis heute schon sehr ausreichend ausgeforscht wurde und dass diese einen unvergleichbar guten Einfluss auf das Wachstum und Gesundheit des Babys hat, bestätigt Renáta Ďurina. Sie legt einen großen Wert auf das Bewusstwerden der Mütter über ihre natürliche Gabe, ihren Kindern, ohne viel Mühe und vor allem Kosten, die beste gesundheitliche Grundlage zu ermöglichen. Einfach durch das Anlegen an die Brust.

„In der Säugetierwelt gibt es außer den Menschen kein Geschöpf, dass die Wahl hätte. Jede Mutter muss ihr Kind in der ersten Zeit mit Muttermilch versorgen. Die Ernährung des Babys während der Schwangerschaft und die danach, sollten nicht als voneinander getrennte Vorgänge betrachtet werden. Es geht Hand in Hand. Wie die schwangere Mutter ihr Kind versorgt hat, so kann sie es auch weiterhin tun, wenn das Baby auf der Welt ist. Natürlich steht hinter der natürlichen Ernährung des Neugeborenen keine große Lobby oder wirtschaftliche Vorteile, wie sie der Verkauf von Babynahrung hat, so haben wir es schwerer“, so Ďurina.

Heute hören sie im Volksgruppenmagazin rádio Dia:tón | 26.10.2020 | 21:40 Uhr | ORF rádio Burgenland livestream ein Gespräch mit der Still- und Laktationsberaterin Renáta Ďurina

Die Laktationsexpertin hat im slowakischen Trenčín ein Institut gegründet, dass Stillberaterinnen ausbildet „Inštitút pre podporu dojčenia“, berät außerdem telefonisch, sowie durch Hausbesuche als Still- und Laktationsberaterin Mütter.

Renata Durina
Renata Durina
Michaela Galková, Renáta Ďurina

In Österreich sind diese Beratungen zwar nicht kostenlos, werden also nicht von der Krankenkassa übernommen, doch: „Wenn sich die Mutter ausrechnet, dass sie in einem halben Jahr schon mindestens 500,- Euro spart, wenn sie nicht auf gekaufte Babynahrung angewiesen ist, so sind die Kosten für eine Stillberatung lächerlich“, lacht die Stillexpertin.

Revolutionäre Denkerin in der Stillberatung

Laut der Still- und Laktationsberaterin Renáta Ďurina gibt es keine Formel, die annährend ähnlich wäre, wie die Zusammensetzung der Muttermilch. Muttermilch wirke positiv auf die Entwicklung des Gehirns, des Darms, sei unabdingbar für den neurologischen Outcome. Das Sagen Statistiken, erwähnt Ďurina in der kommenden Sendung Dia:tón am 2.11.2020 | 21:40 Uhr | ORF rádio Burgenland.

Natürlich gebe es hier Ausnahmen, aber mehrheitlich haben gestillte Kinder weniger gesundheitliche Beschwerden. Das und andere sind Gründe für die unaufhörliche Motivation der zweifachen Mutter, für die Einführung von Stillberaterinnen in den öffentlichen Krankenhäusern. In Österreich sei es leider noch nicht Usus, Müttern diese Art von Unterstützung zur Seite zu stellen.

Heute geschehen Stillberatungen nach der Geburt eher „zwischen Tür und Angel“ von Krankenschwestern, bedauert Renáta Ďurina: „Wenn einer Mutter dann gesagt wird, dass es bei ihr schwierig ist, verliert sie schnell den Mut und gibt das Stillen auf. Oft nur auf Grund von einer einzigen Aussage. Das darf nicht passieren!“

Vor allem hat Ďurina ihr Herz den Frühgeburten, durch Kaiserschnitt Geborenen und deren Ernährung geschenkt. Vor allem die Mütter, die ihr Kind zu früh auf die Welt bringen, seien noch nicht so weit. Sie haben es vielleicht noch nicht geschafft, sich ausreichend zu informieren, seien überfordert. Frauen, die sich schon vor der Geburt für einen Kaiserschnitt entscheiden, besuchen im Durchschnitt weniger Vorbereitungskurse, in denen auch über das Stillen gesprochen werde. Sie seien dadurch auch oft überfordert mit dem Stillen. Hier sei es vor allem notwendig, Frauen jemanden zur Seite zu stellen, der die unterstützt und berät. Doch wehrt sich Ďurina gegen die oft vorherrschende Meinung, dass „gute Mütter“ stillen „müssen“: „Es geht darum, dass sich die Frau entschieden hat, gut für ihr Kind zu sorgen. Ob mit oder ohne Stillen, spielt dabei keine Rolle.“

Natürlich sei Stillen die gesündere Alternative doch für manche ist sie nicht die beste. So sind alle Leben individuell gestaltbar und das sei natürlich und gut so, betont die Stillberaterin. Heute setzt sich die Stillexpertin und langjährige Angestellte des AKH in Wien dafür ein, dass Laktationsberaterinnen zum fixen Bestandteil der Geburtenabteilungen in Österreich werden.

Ku koreňom stravovania s Renátou Ďurina