Heute bereut sie nicht, damals, trotz dem Drängen der offiziellen Stellen, diesbezüglich ihre Reue kund zu tun. Sie bereue nichts von dem, was sie in den Augusttagen 1968 vor den TV Bildschirmen kundgetan hat. Bis heute ist die Moderatorin stolz darauf: „Das ist Teil meines Lebens. Das war mein Beitrag zur Gerechtigkeit in der Gesellschaft“.
Nun haben wieder August. Die Erinnerungen an die Niederschlagung des Prager Frühlings, der Demokratiebewegung unter dem damaligen Generalsekretär der tschechoslowakischen kommunistischen Partei Alexander Dubček, durch die Truppen des Warschauer Paktes werden wach. Das Thema beschäftigt bis heute Dokumentationen, Publikationen, Reportagen, Ausstellungen und vor allem die Gedanken der Betroffenen.
Für viele Tschechen und Slowaken eine unaufhörlich blutende Wunde. Eine Frage bleibt dabei jedoch wenig geklärt. Was ging in den einzelnen Menschen vor, als Dubčeks politische Lockerungen in den 1960er Jahren langsam angeklungen sind? Glaubte die Bevölkerung wirklich an das Gute in der Politik, an die guten Absichten eines Politikers wie Dubček?
Eine Gesellschaft, gebeutelt von der machtbesessenen Haltung der Politiker der Weltkriegs- und Zwischenkriegszeit, danach die „Befreiung“ von Tschechien und der Slowakei durch den „sowjetischen großen Bruder“, der ein gutes Jahrzehnt und mehr voller Isolation und Abschottung, Kontrolle mit sich brachte, kann doch nicht so optimistisch einer menschlichen Bemühung begegnen. Oder doch? Ist die Hoffnung von uns Menschen wirklich das, was unzerstörbar ist?
Ein klares „Ja“ auf diese Fragen bekam ich 2018 von Dana Hermannová zur Antwort. Sie besuchte damals die Filmprämiere über Dubčeks Biografie in Wien. Dort lernte ich sie als Nachrichtensprecherin aus der Zeit der Niederschlagung des Prager Frühlings kennen, die auch gerne über ihre wachsende Freundschaft mit der Familie Dubček sprach.
Diesen Sommer traf ich mich mit der eleganten, sehr aufgeschlossenen und selten nicht lächelnden Dame in ihrer Wohnung im Zentrum Bratislavas. Dort erwarteten mich, außer einer Fülle an Fotos, Dokumenten, die die damalige Zeit fühlbar werden ließen, auch Stunden voller Erzählungen über ein Leben, das von Kindheit an auf das Gute im Menschen achtet.
Hören sie das Interview mit Dana Hermannová. Einer Frau, die wie viele andere durch politische Ungerechtigkeit die Chance wahrnahm, ihre eigene Wahrheit zu sprechen.
Dana Hermannová | Veľvyslankyňa politiky s ľudskou tvárou
České Ozvěny | Slovenské Ozveny | 9.augusta | o 13:05 | ORF2 Wien