Ein früher Winternachmittag in der Wiener Innenstadt. Die lächelnde Frau mit adrettem Haarschnitt betritt mit schnellem Schritt das mit der tschechischen Volksgruppe so eng verbundene, historische Gebäude des Hotel Post. Freudig umarmt sie hier ihre Tochter Karolina, die ebenfalls zum Interview für das Volksgruppenmagazin gekommen ist. Die markant gemusterten Tapeten des Hotelcafes unterstreichen die Lebendigkeit in den Erzählungen Jela Heidingers, der Kulturreferentin des Österreichisch-slowakischen Kulturvereins.
Im Interview mit Yvonne Erdost spricht Heidinger, Mutter zweier erwachsener Töchter über die Wichtigkeit von Sprachenkenntnissen, über innovative Kulturrepäsentationsideen in ihren Venen und über die Bedeutung der tschechisch-slowakischen Vereine in ihrem Leben seit ihrem Umzug nach Wien, gemeinsam mit ihrem Mann in den frühen 1990er Jahren.
Dieses Jahr veranstaltet sie wieder, gemeinsam mit der Vereinsobfrau Ľubica Macura, im Namen des Österreichisch-slowakischen Kulturvereins den diesjährigen Ball der Wiener Slowaken am 15. Februar.
Die Innenarchitektin Jela Heidinger hat schon vergangenes Jahr 2019, den Ball der Wiener Slowaken wieder, nach einigen Jahren des Pausierens, ins Leben gerufen. Eine Initiative, die ihr sehr am Herzen lag:
„Für mich bedeuten solche gemeinsamen Abende viel. Im erfreulichen und festlichen Ambiente zusammenkommen, zu genießen, Kontakte zu knüpfen, aber auch, sich als Volksgruppe, als kulturellen Schatz hier in Wien zu präsentieren, ist eine wunderbare Möglichkeit, die ich nicht länger für die slowakische Volksgruppe in Wien missen wollte“, sagt die Organisatorin des Balls der Wiener Slowaken.
Auch dieses Jahr wird sie wieder, wie auch im vergangenen, innovative Kunst und moderne Musik in das Hotel Park Hyatt, zum Ball des Kulturvereins bringen.
Karolina Heidinger, Jelas Tochter, absolvierte die ersten vier Jahre ihrer Schullaufbahn in der bilingualen Schule des Komenský Schulvereins in Wien, studiert an der slawistischen Fakultät der Unisersität Wien Slowakisch. Die Dolmetscherin hat den sozialen und wirtschaftlichen Wert ihrer Muttersprache erkannt und möchte sie wieder vermehrt in ihren Alltag inkludieren: „Für mich wären aktuelle, auch politische Diskussionen auf Volksgruppenebene interessant, die Vereine sollten Plattformen zum Austausch bieten, damit wir auch neue gemeinsame Gedanken kreieren können und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht“.
„Die Jahre unter Vladimír Mečiar (Anm. Ministerpräsident der Slowakei 1990-1998) Regierung machten uns Bedenken, außerdem lockte uns durch die endlich offenen Grenzen die Welt. Die ersten Jahre waren schwer, ich war oft einsam, verstand die Sprache nicht. Erst nachdem die Kinder in die Komenský Schule, die Bildungsinstitution mit den Volkgruppensprachen tschechisch und slowakisch, kamen, fand ich vermehrt Anschluss an die tschechischen und slowakischen Vereine. Das hat mir gutgetan“, lächelt Heidinger.
Ein kleiner Schritt, ein erstes Schnuppern von Vereinsluft war es damals für die junge Mutter. Heute steht sie mit beiden Beinen fest im Vereinsleben des Österreichisch-slowakischen Kulturvereins. Ihre Tochter Karolina praktizierte einige Zeit im Slowakischen Institut in Wien.
„Ich liebe es, wie beide Institutionen, der Verein und das Institut, unsere Kultur hier hervorragend weiterleben und präsentieren. Ich bin sehr dankbar, ein Teil davon sein zu dürfen, es ist ein wunderbares Gefühl zu sehen, wie all die Ideen, Planungen und Organisationen so wertvolle Früchte tragen“, sagt Jela Heidinger abschließend.
Hören sie das gesamte Gespräch mit Jela Heidinger in Rádio Dia:tón am Montag, 10. Februar 2020 | 21:40 Uhr auf Radio Burgenland livestream
17. Galavečer viedenských Slovákov
Jela Heidinger | Veľkými krokmi do srdca národnostnej skupiny