„Visionen aus dem Inferno“ | Wertvolle Werke Adolf Frankls in Fratres

Das Museum Humanum im nördlichsten Zipfel des Waldviertels, im Örtchen Fratres, ist zurzeit eng verbunden mit der Geschichte eines bedeutenden Geschichtsträger der Wiener Slowaken: Thomas Frankl.

On demand | Rádio Dia:tón | 17.6.2019

Die Ölbilder, die sein Vater, der Künstler Adolf Frankl als schreiende Zeugen des von ihm erlebten Grauen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern im Zyklus „Visionen aus dem Inferno. Kunst gegen das Vergessen“ auf die Leinwand brachte, beherbergen gegenwärtig die Räumlichkeiten eines Museums, das ebenfalls tiefgehend an Geschichte ist. Umgeben von Bäumen, Bienensummen, Vogelgezwitscher ist es zu finden: Das Museum Humanum in Fratres.

Außer dem alten Gutshof, in dem sich auch das Museum befindet, gibt es in dem Grenzort Fratres noch eine Hand voll anderer Einfamilienhäuser. Eine Idylle, die noch vor einigen Jahren als „Tote Grenze“, die strikte Trennung zwischen der ehemaligen Tschechoslowakei und Österreich bedeutete.

„Wenn man gerade aus schaut, sieht man Tschechien. Wenn man nach links schaut, auch. Und rechts ebenso. Die Horizonte sind in Tschechien“, schmunzelt Peter Coreth.

Der Kunstsammler und Museumsbetreiber Peter Coreth hat ein zu Hause gesucht. Für seine Kunstsammlung, die er seit 50 Jahren unter den Aspekten „Tierbild, Götterbild, Menschenbild“ stetig erweitert und auch für sich: „Da hab ich diesen verfallenen Hof gefunden, Anfang der 1990er Jahre. Es war sehr spannend für mich. Der Blick über die Grenze, die gerade eröffnet war, hinein in eine andere Welt, die für mich damals ganz fremd war“.

Dem Kunstkenner schien es sinnvoll, Künstler jenseits der Grenze in Österreich bekannt zu machen, Kontakte und Beziehungen aufzubauen und zu festigen. So begann eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Museum Humanum und dem damaligen Direktor des Museums für moderne Kunst in Prag, der als Kurator im Fratreser Museum aktiv war. Eine Großzahl an kulturellen Veranstaltungen folgten und folgen bis heute.

Mit der Zeit entstand diese wertvolle „Verbindung der Künste“, wie Coreth mit einem Lächeln betont. Von Mai bis September reicht die Saison des Museums, in der diese Verbindung stets verfestigt wird. Es gibt Annäherungen aus der Bildenden Kunst, Literatur, Wissenschaft, Architektur, Musik.

Moderatorinnen Yvonne Erdost & Pavlína Woodhams | Fratres „Museum Humanum“
Serdar Erdost
Yvonne Erdost und Pavlína Woodhams moderieren das ORF TV Volksgruppenmagazin „Ozveny“ vom Museum Humanum aus

Es war ein zufälliges Blättern durch die Internetseiten, als Peter Coreth auf die Werke Adolf Frankls gestoßen sei, erzählt er. Ergriffen wählte er die auf der Website angegebene Telefonnummer und eine freundliche Stimme meldete sich: „‘Frankl‘, sagte jemand. Es war Thomas Frankl. Ich bekundete mein Interesse an der Ausstellung und fragte, ob er bereit wäre, die Werke seines Vaters zur Verfügung zu stellen. ‘Sehr, sehr gerne‘, antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung“ und so begann eine gute Kooperation zwischen den beiden, stets für einen sozial sensiblen Zusammenhalt der Menschen plädierenden Herren, die bei der Vernissage Mitte Mai 2019 in einem rührenden Gespräch mit Thomas Frankl und den Besucherinnen und Besuchern über die Werke seines Vaters und die dunklen Zeiten seiner Familiengeschichte, seinen Höhepunkt fand.

Gegenwärtig zeigt das Museum Humanum in Fratres, noch bis 23. Juli die Ausstellung „Visionen aus dem Inferno. Kunst gegen das Vergessen“ von Adolf Frankl.

Unter steinernen Arkadenbögen spannt Coreth den Bogen von Kultur- und Kunstgegenständen lange vergangener Völker der Welt, bis zum aktuellen anthropologischen Diskurs: “Gerade die Bilder von Frankl zeigen die ungeheure Barbarei, die damals stattgefunden hat. Eine Barbarei, deren Anblick man kaum aushält“, so Coreth.

„Nach der Samtenen Revolution dachte man, dass jetzt ganz andere Zeiten in Europa an. Aber dass Menschen wieder ferngehalten werden und Grenzen hochgezogen werden, hat keiner damals vorausgeahnt. Das ist keine Gute Entwicklung. Hoffentlich geht nicht noch mehr kaputt in Europa“, betont Peter Coreth im Gespräch mit Yvonne Erdost für das Volksgruppenmagazin Rádio Dia:tón.

„Visionen aus dem Inferno“ | Cenné diela vo Fratres