Frankl | Unter dem Druck der Angst | Ein Leben gegen das Vergessen IV.

In der heutigen Volksgruppensendung Dia:tón spricht der aus einer Preßburger jüdischen Familie stammende Zeitzeuge und heutige Wiener Thomas Frankl über die tragische Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945.

On demand | Rádio Dia:tón | 15.4.2019

Der damals 10jährige Thomas musste miterleben, wie er und seine Familie 1944 aus ihrer Wohnung im Zentrum Preßburgs von Gestapo Soldaten abgeführt worden sind. Sie landeten schließlich zusammen mit hunderten anderen Bratislaver Juden am Verladebahnhof der Stadt.

Dort wurde sein Vater, der außergewöhnliche Maler Adolf Frankl über die Rampe in den Wagon geschickt. Er war bis zum Ende des Weltkriegs im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau verhaftet. Seiner Mutter Renée Franklová gelang es, sich selbst und ihre Kinder Thomas und Erika diesem Schicksal zu entziehen. Die Kinder verbrachten die kommenden Monate in Verstecken, getrennt von ihrer Mutter. Renee Franklová blieb auch versteckt, stets in der Nähe, jedoch trotzdem getrennt, erinnert sich Thomas:

„Wir waren getrennt von unserer Mama, wussten nicht, wo sie ist, aber sie konnte uns durch das Speisezimmer aus ihrem Versteck aus beobachten. Wir bekamen manchmal Notizen von Mama, in denen sie fragt, wie es uns geht. Die Familie Holúbek, die uns versteckte, hatte 4-6 Kinder, aber nur Mädchen. Und wenn wir raus gingen, bekam ich einen Schal und einen Rock, weil wir Angst hatten, dass sich jemand wundern würde, dass da plötzlich ein Bub ist. Ich wurde dort krank, den Arzt haben wir nicht geholt, wir hatten Angst, dass er uns verrät.“

Die zerrissene Familie Frankl überlebte das Grauen des Krieges unter widrigsten Umständen. Später, in Folge der Zweiten Enteignungswelle, diesmal durch den Realsozialismus in der damaligen Tschechoslowakei, trafen die Frankls eine schwere Entscheidung. Sie verließen ihre geliebte Stadt Preßburg und übersiedelten in die nächst gelegene Metropole: Wien.

In der folgenden Sendung Dia:tón, am 22.4.2019 spricht der Zeitzeuge Thomas Frankl über die Kunst seines Vaters Adolf Frankl. Das Vermächtnis, das ewig die Botschaft des liebevollen Umgangs der Menschen miteinander verbreiten soll.

Text in Slowakisch

Thomas Frankl | Pod útlakom strachu | Životné dielo proti zabudnutiu IV.

Thomas Frankl | Ein Lebenswerk gegen das Vergessen I.
Thomas Frankl | „Ich sehe alles vor mir“ | Ein Lebenswerk gegen das Vergessen II.
Frankl | Zerrissene Familie, zerreißende Zeit | Ein Leben gegen das Vergessen III.