Ex-Soldat gestand Journalistenmord
Berichten zufolge folgte das Geständnis auf ein etwa fünfstündiges Verhör. Der Sonderanwalt wollte die Berichte gegenüber dem Sender RTVS nicht kommentieren, weil es sich um einen aktiven Fall handle. Der Mord an dem slowakischen Investigativjournalisten und seiner Verlobten Martina Kušnírová vor über einem Jahr hatte die Slowakei in eine tiefe politische und gesellschaftliche Krise gestürzt.
Info.cz
Der Aufdeckerreporter des Nachrichtenportals Aktuality.sk hatte über Mafia-Verflechtungen bis zu höchsten Ebenen slowakischer Regierungskreise recherchiert. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte Mitte März den slowakischen Geschäftsmann und Multimillionär Marian Kočner, die Ermordung angeordnet zu haben.
Recherchen als Grund für Ermordung vermutet
Der ermordete Investigativjournalist Kuciak hatte immer wieder über zweifelhafte Geschäfte des Unternehmers geschrieben. Auch mit betrügerischen Machenschaften im Zusammenhang mit EU-Fördergeldern für die Landwirtschaft sowie mit den Geschäften von Kočners zahlreichen Unternehmen hatte sich Kuciak befasst.
Kočner sitzt derzeit wegen eines vom Mord unabhängigen Betrugsdelikts in Haft. „Die Tatwaffe haben wir noch nicht gefunden, aber wir haben Belege dafür, um welche Art Waffe es sich handelt“, erklärte der Sonderstaatsanwalt, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht mitgeteilt wurde, daraufhin.
Ján Kuciak von Twitter
Kočner hatte Kuciak überwachen lassen und bedrohte den Journalisten am Telefon, wie dessen ehemaliger Chefredakteur Peter Bardy im September 2017 erklärte. Kuciak meldete den Drohanruf bei den Behörden, es geschah jedoch nichts. Medienberichten zufolge unterhielt Kocner Verbindungen zu Mitgliedern der sozialdemokratischen Regierungspartei Smer-SD. 70.000 für Ermordung
Schon im vergangenen Jahr waren die vier mutmaßlichen Mörder verhaftet worden. Unter den Festgenommenen hatte sich neben dem Ex-Soldaten auch Kocners ehemalige Dolmetscherin befunden. Für die Ermordung des Aufdeckerreporters wurden mindestens 70.000 Euro bezahlt, hieß es laut Polizeiinformationen vom Oktober. Ein Teil der „Bezahlung“ sei in Form eines Schuldenerlasses erfolgt, 50.000 Euro erfolgten in bar. Ziel des Auftragsmordes war eindeutig der Journalist, seine Verlobte war nur ein Zufallsopfer, so die Staatsanwaltschaft.
Der 27-jährige Kuciak und seine Verlobte waren im Februar 2018 zu Hause in ihrem Dorf Veľká Mača, 65 Kilometer östlich von Bratislava, erschossen worden. Kuciaks unvollendeter Artikel über die Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politikern wurde nach seinem Tod veröffentlicht.
Auch bei Präsidentschaftswahl Thema
Der Mord an dem Journalisten und die postume Veröffentlichung seines Artikels hatten Massendemonstrationen gegen die Regierung ausgelöst und schließlich zum Rücktritt des dreimaligen Ministerpräsidenten Robert Fico sowie seines Innenministers Robert Kaliňák und schließlich auch des Polizeipräsidenten Tibor Gaspar geführt. Ficos Nachfolge trat im März 2018 Peter Pellegrini an.
Der Mord war auch bei der jüngsten Präsidentschaftswahl in der Slowakei, bei der die Liberale Zuzana Čaputová gewann, Thema. Der größte Trumpf der Bürgeranwältin und Umweltaktivistin sei es gewesen, Forderungen einer Protestbewegung gegen Korruption zu ihrem wichtigsten Wahlkampfthema zu machen, sagte der Meinungsforscher Pavel Haulik Ende März der dpa.
red, ORF.at/Agenturen
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„Dennik N“-Artikel (slowakisch)
Aktuality.sk
Slowakische Regierung