„Zerschlag mein Herz“ sensibilisiert Blick auf bestehnde Strukturen

Der 5. Oktober 2018 bedeutete für die junge Regisseurin Alexandra Makarová viel. Es war nicht nur der Tag an dem einer ihrer Filme im Kino debütierte, sondern auch einer, der einen neuerlichen Anstoß für Menschen den Blick auf bestehende Konstrukte zu sensibilisieren ankurbelte.

On demand | Rádio Dia:tón | 29.10.2018

In „Zerschlag mein Herz“ gewährt Makarová intensive Einblicke in das Leben zweier Roma Jugendlichen aus der Slowakei, deren familiäre Struktur sie nötigt, in den Wiener Straßen um Geld zu bitten.

Film "Zerschlag mein Herz" | Alexandra Makarová

zerschlagmeinherz.at

Rádio Dia:tón | 29.10.2018 | um 21:40 Uhr | Rádio Burgenland livestream

Die Regisseurin Alexandra Makarová, selbst in der Ost Slowakei geboren, einer Gegend, in der die höchste Zahl an Roma Siedlungen des Landes gezählt werden. Dass die slowakische Mehrheitsgesellschaft hier mehr neben und nicht mit ihrer Roma Minderheit lebt, zeige auch ihre Erinnerung aus der frühen Kindheit an die Roma, erzählt Makarová: „Ich habe sie damals fast gar nicht wahrgenommen. Ich wusste, dass sie existieren, mehr aber auch nicht. Sobald wir dann in Wien gezogen sind, habe ich die Roma allmählich ganz vergessen. Erst vor ein paar Jahren, als ich an einem lauen Sommertag im Schanigarten saß, vernahm ich die Menschen, die an die Tische kamen und um kleine Geldspenden baten. Einer von ihnen war ein 12 jähriger Bub, den ich schon vom Sehen von früher kannte. Er bat mich und meine Mutter, die mit mir gerade dort zu Mittag aß, auch um Geld und eine Zigarette. Wir gaben ihm nichts, daraufhin fing er an zu schimpfen. Sehr vulgär. Es wusste nicht, dass wir ihn verstanden, denn er schimpfte auf Slowakisch. Ich war sehr verwundert. Denn dieser Bub, den ich schon so lange kannte, hatte sich völlig verändert. Sein bisher so kindliches Gesicht war rauh und bereits stark gezeichnet vom Leben.“

Film "Zerschlag mein Herz" | Alexandra Makarová

zerschlagmeinherz.at

Diese Szene ließ Makarová nicht mehr los, sodass sie noch am selben Abend einen Text verfasste, der später zu einem Kinofilm über die Roma Minderheit, über Liebe, Schicksal und Gesellschaft werden sollte. Diesem einschneidenden Erlebnis der Filmemacherin in Wien, folgten schon bald zahlreiche Reisen in Ost slowakische Roma-Siedlungen.

Alexandra Makarová wollte wissen wie diese Jugendlichen zu Hause leben, was sie beschäftigt, wonach sie sich sehnen, wie ihre sozialen Gebilde bestehen, um einen auf Authentizität aufgebauten Kurzfilm über diese Thematik zu produzieren. „In einem Dorf nahe der ukrainischen Grenze war es besonders schlimm. Dort stehen 2 Plattenbauten aus den 1960er Jahren, die damals für 2 Familien errichtet worden sind. Heute leben in ihnen etwa 3000 Menschen. Ich sah dort keine Person, die älter als 50 wäre. Und die 30 jährigen sahen aus wie 50. Es war wie in einem Horrorstreifen, wie in einem schlechten Film. Sie hatten dort einen Bach, von dem oberen Ende schöpften sie Wasser zum Kochen, das untere Ende nutzten sie als Toilette“, erzählt Alexandra Makarová über ihre bewegenden Erfahrungen aus einer anderen Welt, einem Alltag an einem Ort im Osten der Slowakei, eine Welt, die die westliche Gesellschaft nur selten zu verstehen vermag.

Film "Zerschlag mein Herz" | Alexandra Makarová

zerschlagmeinherz.at

In kürzester Zeit wurde jedoch für Regisseurin, Kameramann und Produzent Simon Schwarz klar, dass dieser Film, gleich seiner Erzählung mehr Zeit brauche, um ihn/sie erfassen zu können. So wurde aus der Idee eines Kurzfilms ein abendfüllender Spielfilm. „Die Geschichte handelt von 2 Teenagern zwischen 15-16 Jahren, slowakischen Roma, Marcela und Pepe, die in Wien in einer familiären Struktur leben und jeden Tag auf der Straße um Geld bitten müssen, um es ihren Familien in der Slowakei weiterzugeben. Das Mädchen Marcela ist neu dazu gekommen, weil sie die Schulden ihres Vaters bei Pepes Onkel abarbeiten muss. Keiner von den Protagonisten kann so sein, wie er/sie wirklich ist, jeder zerbricht daran“, umreißt Makarová ihren Film, dessen positives Ende sie einfach nicht finden konnte.

Zum Gespräch über ihren Film für das Volksgruppenmagazín Dia:tón kam Alexandra Makarová ins ORF Funkhaus Wien. Ihre Worte über Elend, Verständnis, Mitgefühl und Realität mündeten über das Mikrofon in den Schnittordner und hoffen nun, einen neuen Blickwinkel auf Armut und Reichtum, Not und Hilfe durch die Sendeminuten fließen zu lassen.

Der Film „Zerschlag mein Herz“ läuft aktuell noch in den Österreichischen Kinos.

Link

Film | Zerschlag mein Herz