Neue Fotoausstellung in Mauthausen

Mit gekochten Filmen, die er stanzt, mit Tintenkiller oder Chlor behandelt, arbeitet der Fotokünstler Marko Zink. Seine neue Ausstellung versucht, sich im Museum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen dem Unvorstellbaren anzunähern.

Fotoausstellung in der Gedenkstätte Mauthausen

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Marko Zink in Mauthausen

„M 48° 15′ 24.13′′ N, 14° 30′ 6.31′′ E“ nennt der 43-jährige in Wien lebende Vorarlberger seine Serie - nach den geografischen Koordinaten des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen. In Dutzenden Besuchen der Gedenkstätte habe er einen Weg gesucht, sich künstlerisch mit diesem Ort auseinanderzusetzen, erzählte er bei der Ausstellungseröffnung.

„Zwei Antriebe“

Dafür gebe es zwei Antriebe: „Zum einen ist es das, was momentan in unserer Gesellschaft passiert, zum anderen, weil die Zeitzeugen immer mehr wegfallen. Wenn Erinnerungen verschwinden, verlieren sie Gewicht. Diese Gewichtung wollte ich zurückgeben.“ Zink hat sich gründlich mit dem Thema beschäftigt, so sehr, dass er lange Zeit bei jedem Aufwachen sofort daran denken musste. „Das verändert einen.“

Fotoausstellung in der Gedenkstätte Mauthausen

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„Marko Zink: M 48° 15′ 24.13′′ N, 14° 30′ 6.31′′ E“, Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, bis 31. Oktober, tgl. 9.00 bis 17.15 Uhr.

Das gelingt ihm mit einer Serie von analogen Aufnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Lagers und seiner Umgebung, bei denen er das Filmmaterial mit Chlor oder Tintentod bearbeitete, es kochte, stanzte oder zerkratzte. Seine Fotos der Lagerstraße, des ehemaligen Sportplatzes une eines Baumes, unter dem Tausende Leichen verscharrt wurden, versuchen die Auslöschung von Menschen und die Tilgung von Erinnerung gleichermaßen sichtbar zu machen.
Hinweis

Mannigfaltige Techniken

Zink verwendet Fotografie als Grundlage mannigfaltiger Techniken. So finden sich in der Ausstellung unter anderem Lamellenbilder, die aus unterschiedlichen Perspektiven zwei verschiedene Bilder ergeben.

Für die Arbeit „Der Blick ins Nichts“ wurden 500 Einzelaufnahmen einer 400 Quadratmeter großen Baracke aneinandergefügt, in der 500 Menschen untergebracht waren. Die Größe des Bildes entspricht der Größe eines Barackenfensters. Eine vierteilige Fotoserie erinnert in der Struktur an Piet Mondrians Gitterbilder. Sie zeigt Rohrleitungen der Gaskammer.

Fotoausstellung in der Gedenkstätte Mauthausen

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Ausstellung als „Sehhilfe“

„Unser Anliegen ist es, den Menschen eine Sehhilfe zu geben“, so Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, in deren Ausstellungsräumlichkeiten nun das erste Mal seit vielen Jahren keine rein historische Präsentation zu sehen ist. „Weil es immer weniger Zeitzeugen gibt, müssen wir unsere eigenen Zugänge finden. Da ist Kunst ein wichtiges Medium. Vielleicht kann sie für den einen oder anderen einen neuen Blick eröffnen.“ Dieser Blick solle auch „eigene Handlungsspielräume aufzeigen“.

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Mauthausen Memorial