Tagung in Oberwart | Muttersprache verstärkt als Kommunikationsmittel verwenden

Zum Internationalen Romatag am 8. April fand schon am Samstag im Offenen Haus die jährliche Tagung statt. Wie in jedem Jahr werden gemeinsam mit Expertinnen und Experten versucht, Strategien für den Erhalt der Roma Kultur zu finden.

On demand | Roma sam | 8.4.2019

Tagung Oberwart

Serdar Erdost

Susanne Weitlaner

In diesem Jahr diskutierte man gemeinsam mit dem Linguisten Dieter Halwachs, mit der Leiterin des Artikel-VII-Kulturvereins, für das in der Steiermark angesiedelte Pavelhaus, Susanne Weitlaner, dem aus Ungarn stammenden Gründungsmitglied der Roma Band Kalyi Jag Gustav Varga und den Volksgruppenbeirats-Vorsitzenden Emmerich Gärtner Horvath der Roma und Sinti, Stanko Horvath für Burgenland Kroaten sowie Josef Hollos für Ungarn über Methoden gegen den Sprachverlust, vor allem bezugnehmend auf die Sprache Burgenland Romani bzw. Romanes.

Der Veranstalter Horst Horvath von der Roma Volkshochschule Burgenland sieht einen Handlungsbedarf innerhalb der Familien. Das Romanes muss zuhause tradiert und gepflegt werden. Die angebotenen Sprachkurse innerhalb von Schulen werden von den Roma kaum wahrgenommen. Umso wichtiger ist es nun, so Horvath, die Sprache Romani wieder zu beleben und zu erhalten. Mit dem Sprachverlust geht nämlich auch ein Identitätsverlust einher.

Programm

ORF

Emmerich Gärtner Horvath

Emmerich Gärtner Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma und Sinti und des Oberwarter Roma Vereins Roma Service, sieht die Chancen einer Wiederbelebung des Romanes als Bildungsauftrag. Über Strategien für den Spracherhalt sollte seiner Meinung nach nicht nur am Internationalen Romatag diskutiert werden. Eine Chance sieht er in der Jugend, die sich über Social Media wieder mehr für die Muttersprache Romanes interessieren.

Dieter Halwachs

Uni Graz

Dieter Halwachs

Der Soziolinguist Dieter Halwachs, dessen Schwerpunkt in der Sprachpolitik und Minderheiten liegt, erklärt in seinem Vortrag erfolgreiche Beispiele für die Revitalisierung von totgeglaubten Sprachen. Die Maori in Neuseeland, zum Beispiel, präsentieren hierbei eines der erfolgreichsten Projekte. Über Jahre hinweg fand eine Bewusstwerdung der eigenen Kultur und Traditionen statt, bis diese zu einem integralen Bestandteil der Gesellschaft wurden. Dadurch wurde auch die Sprache erhalten. Welche Maßnahmen für eine Revitalisierung des Romanes notwendig wären, sieht er leicht beantwortet: In der Verwendung der Sprache. Den Tagungen, die meist nur theoretisch verhaftet bleiben, steht er kritisch gegenüber.

Tagung Oberwart

Serdar Erdost

Gustav Varga, Gründungsmitglied der ungarischen Romaband Kalyi Jag, erläutert in seinem Vortrag die Herkunft der Sprache Romanes, sowie die Geschichte der Roma in Europa. Das Romanes sei europaweit eine wichtige Sprache, dafür müsse man im Vorfeld bei der Mehrheitsgesellschaft in Europa ein Bewusstsein schaffen. Die Sprache ist auch ein wichtiges Instrument um gegen Diskriminierung vorzugehen und für ein besseres Miteinander. Das Wissen über die Sprache des anderen ist ein verbindendes Element, wie es die Musik bzw. Songtexte vormachen.