Von Favoriten bis Oberwart | Wien Museum widmet sich Orten der Roma

Wird über Roma und Sinti gesprochen, sind Nomadentum und Ortlosigkeit immer noch wirkmächtige Stereotype. Um unter anderen mit diesem Klischee aufzuräumen, macht das Wien Museum in einer Ausstellung die Geschichte und Geschichten dieser Minderheiten in Österreich an spezifischen Orten und Erfahrungen fest. „Romane Thana“ widmet sich bis 17. Mai diesen Schauplätzen - von Oberwart bis Favoriten.

Besucher bei der Eröffnung Romane Thana

Gilda Horvath

Bei der Ausstellungseröffnung „Romane Thana“ im Wien Museum

Die Rahmenhandlung der Ausstellung, bildet die Geschichte der Roma und Sinti in Österreich - von der Romantisierung als „fahrendes Volk“, die Zwangsansiedlung und Assimilierung über die Verfolgung und Ausgrenzung bis zur systematischen Vernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus. Schwerpunkte bilden dabei immer wieder die unterschiedlichen Migrationsströme nach Österreich.

„Diese Rahmengeschichte ist oft geprägt von Fremdbildern, aber auch von der politischen Wirklichkeit“, erklärte Andrea Härle, Geschäftsführerin des Verein „Romano Centro“. Mit der Geschichte der Roma und Sinti begebe man sich in einen Bereich, „wo unser Wissensmangel eklatant ist“, meinte Wien-Museum-Direktor Wolfgang Kos. „Romane Thana“ - also „Orte der Roma“ - sei daher auch eine für das Wien Museum ungewöhnliche, weil „hochgradig partizipative“ Schau.

Romane Thana Ausstellung

www.wienmuseum.at

Daher hat das Wien Museum in Kooperation mit „Romano Centro“, der Initiative Minderheiten und dem Landesmuseum Burgenland, wo die Schau später ebenfalls zu sehen sein wird, elf „Autoren“ aus den Communitys eingeladen. Sie zeigen anhand ganz persönlicher Erinnerungen und Objekten die Geschichte der Roma in Österreich und geben Einblicke in vergangene und gegenwärtige Lebenssituationen.

So beispielsweise Manuela Horvath, die den Bombenanschlag von Oberwart im Jahr 1995 und die Auswirkungen auf die burgenländische Community thematisiert. „Ich hoffe, dass ich Menschen erreichen kann, die das Attentat vielleicht schon vergessen haben - und dass es Teil der Zeitgeschichte Österreichs wird“, so Horvath. Zwei der getöteten Männer waren ihre Cousins - in Videointerviews arbeitet sie nun das Geschehen dieser Tage auf, wie sie es als Zehnjährige erlebte.

Die Geschichte von Barka Emini ist hingegen eine der Migration: Im Laufe von drei Generationen wanderte ihre Familie vom Kosovo nach Mazedonien, machte Station in Oberbuchsitten in der Schweiz, was Emini als „Asylkind“ erlebte, und kam schließlich über Passau eher zufällig nach Wien, wo sie in Favoriten aufwuchs. Diese Reise lässt sich mittels Fotografien, Dokumenten und persönlicher Erinnerungen nachvollziehen. „Roma sind in Wien, sind in der Gesellschaft, auch wenn man sie nicht immer wahr nimmt. Wir leben ganz normal, kommen nicht in Pferdewägen und sitzen nicht im Wienerwald um Lagerfeuer“, betonte Emini.

Besucher bei der Eröffnung Romane Thana

Gilda Horvath

Besucher bei der Ausstellungseröffnung „Romane Thana“

Andere „Thane“, also Orte, werden etwa durch eine alte Uniform des Reinigungspersonals im AKH ausgedrückt - viele Roma und Sinti kamen in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter nach Österreich und fanden zunächst Jobs in den Wiener Spitälern oder auch als Hausbesorger. Aber auch die Haut eines Rom kann zum Ort werden - etwa für Robert Gabris, der in fünf Kupferstichen die Tattoos seines Vaters verewigte. Sie sind ebenso zu sehen wie die Gemälde Ceija Stojkas.

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