Zirkuskünstler NS Zeit
forgotten cosmopolitans
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Roma sam

Das Schicksal europäischer Zirkuskünstler während der NS Zeit

In Österreich sei das Schicksal der Zirkusfamilien, unter denen auch oft Roma waren, noch weitgehend unerforscht, sagt der Historiker Herbert Brettl.

On demand | Roma sam | 7.10.2019

Am vergangenen Wochenende fand an der pädagogischen Hochschule in Eisenstadt eine Fortbildung unter dem Titel „Vergessene Kosmopoliten: Das Schicksal europäischer Zirkusleute während des Nationalsozialismus“ statt. Die Fortbildung richtete sich an Pädagoginnen, Studierende und Interessierte. Herbert Brettl organisierte auch einen Workshop zu diesem Thema mit.

Universitäre Forschung

Zirkuskünstler
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Der Workshop basiert auf der universitären Forschung der zahlreichen Wissenschaftler aus Deutschland, Finland, Frankreich, USA und England. Zirkusse waren stets populäre Formen der Unterhaltung in Europa. Viele Zirkusfamilien stellten Artisten mit jüdischer oder Roma Abstammung an oder waren selbst Teil der verfolgten Ethnien, erklärt der Projektleiter Malte Gosche.

Sinto Karl Blum und sein tragisches Schicksal

Martin Holler, ebenfalls Teil des Forschungsteams und Referent der Fortbildung, beschäftigte sich vor allem mit dem Schicksal der romastämmigen Zirkusfamilien und -Artisten. Ein Schicksal das aufgedeckt werden konnte, ist jenes des Sinto Karl Blum. Um seinen Zirkus zu betreiben, war er Mitglied der NSDAP, erst später wurde er aufgrund seiner Abstammung aus der Partei ausgeschlossen. Die Familie konnte flüchten, jedoch blieb ihnen die Deportation nach Auschwitz am Ende nicht erspart. Martin Holler erforschte das tragische Schicksal der Sintofamilie.

Die Gruppe CiNS besteht vor allem aus Artisten, die selbst aus dem Zirkusbereich stammen, vor allem eint sie aber der Widerstand gegen den Faschismus, so Ines Rosemann.

„Der Clown und die Zirkusreiterin. Eine Liebe in finsterer Zeit“

Die Projektgruppe CiNS aus Deutschland unter der Leitung von Ines Rosemann vermittelt mit ihrer Performance Inhalte und Geschichte auf eine neue Art und Weise. Sie schildert das Leben der jüdischen Artistin Irene Bento, die sich vor den Nationalsozialisten im Zirkus Adolf Althoff verstecken konnte. Bento, geborene Danner, lernte 1941 den Clown Peter Bento kennen und lieben. Durch ihn wurde sie auch in der Zirkusfamilie Althoff aufgenommen und konnte so den Krieg überleben. Ihr Leben wurde literarisch von Ingeborg Prior im Buch „Der Clown und die Zirkusreiterin. Eine Liebe in finsterer Zeit“ festgehalten. Aus diesem Buch wurde während der Performance immer wieder vorgetragen. 2006 verstarb Irene Bento.