Festakt „25 Jahre Anerkennung der Roma als sechste österreichische Volksgruppe“

Wissenschaftlicher Leiter des DÖW Gerhard Baumgartner
Parlamentsdirektion/Johannes Zinner
ORF
Roma sam

Ein Leben, gewidmet an Wissenschaft, Forschung und Minderheiten | Gerhard Baumgartner

Der Historiker und Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, Gerhard Baumgartner erhielt im Juni 2019 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Dies ist höchste Auszeichnung, die das Land im Bereich Wissenschaft und Kunst vergibt.

On demand | Roma sam | 2.9.2019

Andreas Sarközi, Dr. Gerhard Baumgartner, Christian Klippl (v.l.)
KV Roma
(v.l.) Andreas Sarközi, Gerhard Baumgartner, Christian Klippl | Verleihung Juni 2019

Gerhard Baumgartner wurde 1957 in Oberwart geboren. Aufgewachsen ist er in Siget, wo er schon sehr früh von Mehrsprachigkeit geprägt wurde. Ein Umstand der sein späteres Interesse an den Minderheiten im Burgenland weckte.

Baumgartner wurde zweisprachig erzogen, Ungarisch und Deutsch. Aber auch mit Kroatisch und Burgenland Roman kam er sehr früh in Kontakt. Die Mehrsprachigkeit war für ihn von Anfang an von Vorteil, vor allem wenn es darum ging andere Sprachen zu erlernen.

Gerhard Baumgartner
ORF

Ursprünglich wollte der Historiker Architektur studieren, sein Vater hatte andere Pläne für ihn und sah ihn beruflich als Jurist. Erst später begann er mit dem Geschichte Studium, hinzu kam noch Englisch. Zwischenzeitlich arbeitete er auch als Journalist für den ORF und betreute dort eine Radiosendung, namens „Radio Pannonien“. An der Universität in Tel Aviv unterrichtete er ein Jahr lang, bis er dann Anfang der 1990er wieder nach Österreich und zum ORF zurückkehrte. Von 1994 bis 2011 war er programmverantwortlicher Redakteur für die ungarischen Volksgruppensendungen. Diese Arbeit bot ihm die Möglichkeit seine historische Forschung voranzutreiben.

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen „Widerstand und Verfolgung 1938-1945“, „Verfolgungsgeschichte der Roma und Sinti“, „Umgang der Republik Österreich mit der NS-Vergangenheit“ und „Geschichte der nationalen Minderheiten im Burgenland“. Schon von Beginn an konzentrierte er sich vor allem auf Minderheiten und deren Schicksal im Nationalsozialismus – ausschlaggebend dafür war eine Veranstaltung in Oberwart mit dem Titel „Ausnahmsweise Oberwart“.

Züge in die Vernichtungslager
Bundesarchiv

In einer der nächsten Sendungen wird der Historiker Gerhard Baumgartner über den Forschungsschwerpunkt „Verfolgungsgeschichte der Roma und Sinti“ sprechen.

Unter den Vorfahren von Gerhard Baumgartner gab es, wie bei vielen Österreichern, Anhänger des Nationalsozialismus. Er weiß um die Geschichte seiner Familie. Die Nachkommen sind zwar nicht zur Verantwortung für die Taten der Ahnen zu ziehen, jedoch sollte man nicht vergessen und sich der Vergangenheit bewusst sein. Dass sich diese nicht wiederholt, liegt sehr wohl in unser aller Verantwortung, so Baumgartner. Der Umgang der Republik Österreich mit seiner Vergangenheit ist ambivalent. Schnell kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Positionierung als Opfer. Auch die Verfolgung von ehemaligen NS-Verbrechern war in Österreich bei weitem nicht so konsequent, wie dies zum Beispiel in Deutschland der Fall war, merkt der Historiker an.

Das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erhielt Baumgartner auf Empfehlung einer Romaorganisation hin. Genau dieser Umstand freute den Historiker besonders, auch wenn er selbst nicht viel Wert auf Auszeichnungen legt.