Gedenken am Ceija Stojka Platz
Yvonne Erdost
Yvonne Erdost
Roma sam

2. August | Internationaler Roma Gedenktag in Wien

Das Europaparlament erkannte 2015 den 2. August offiziell als internationalen Gedenktag für die unter der NS-Herrschaft ermordeten Sinti und Roma an. In Österreich ist dieser bedeutende Tag bis heute, trotz dringender Forderungen aus den Reihen der Volksgruppenvertretern/innen, nicht ratifiziert worden.

On demand | Roma sam | 5.8.2019

Ein Tag wie jeder andere wird der 2. August für feinfühlige Menschen niemals sein. Die Nazis verübten in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 Massenmord an den letzten in Auschwitz-Birkenau verbliebenen Roma und Sinti. Die Zahl der in dieser Nacht aus in Gaskammern aus dem Leben gerissenen Volksgruppenmitgliedern schätzen Wissenschaftler laut jüngsten Erkenntnissen auf etwa 4300.

Gedenken am Ceija Stojka Platz
Yvonne Erdost

In Wien schenken die gedenkenden Volksgruppenmitglieder, zurzeit auch ohne gesetzliche Anerkennung, diesem Gedenken einen besonderen Ort. Die Familie Stojka lädt zu einem gemeinsamen Gedenken am Ceija Stojka Platz in Wien Neubau ein. Die einleitenden Worte richtet die engagierte Journalistin Gilda Nancy Horvath vom Verein Lovara Roma Österreich an das aufmerksame Publikum.

Gedenken am Ceija Stojka Platz
Yvonne Erdost

Hojda Stojka ist mit seiner Mutter und seiner Familie in einem Wohnwagen aufgewachsen. Ihr war es wichtig, dass ihr Sohn die Schule besucht. Im späteren Leben begleitete er seine Mutter Ceija 50 Jahre auf Märkten, um Teppiche und andere Dinge zu verkaufen. Nach wie vor ist es Hojda Stojka, heute Großvater von sechs Enkelkindern, ein Anliegen, dass die jungen Menschen Romanes sprechen. Seine Kinder und Enkelkinder sprechen die Muttersprache gut, worauf Stojka sehr stolz ist.

Der Ceija Stojka Platz im 7. Wiener Gemeindebezirk gibt diesem Tag, der zum Symbol der Schreckensschicksale an zehntausenden von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg brutalst ermordet worden sind, ein zu Hause. Die 2013 verstorbene Künstlerin und Zeitzeugin aus der Volksgruppe der Roma Ceija Stojka überlebte selbst als Kind Vertreibung, Demütigung und Folterung durch die Nationalsozialisten.

Einer unter den Gedenkenden, auf einer Bank sitzend und sich unterhaltend ist Hojda Stojka. Seiner Mutter Ceija ist er wie aus dem Gesicht geschnitten. Gemeinsam mit seinen Kindern und Enkelkindern verabsäumt er keine Möglichkeit, am 2. August, hierher, an den Platz, der nach seiner „Mutter, besten Freundin“ Ceija benannt ist. „Mein Chefin, mein alles“ fügt Hojda Stojka, Sohn von Ceija hinzu, während am Platz die für ihn bekannten Klänge der Wiener Lovara Musikgruppe „Amenza ketane“ erklingen.

Stolz sein, kann Österreich wahrlich darauf, dass es als erstes europäisches Land die Roma als Volksgruppe anerkannt hat, sagt Marion Dworzack. Sie ist vom Verein Voices of diversity, einer der Vereine, die das diesjährige Gedenken am Ceija Stojka Platz auf die Beine stellten.

In einer weiteren Sache sei Österreich bezüglich seiner Volksgruppe der Roma auch noch säumig, nämlich in der Errichtung eines zentralen Mahnmals mit angeschlossenem Bildungszentrum, vergleichbar dem Mahnmal auf dem Judenplatz in Wien, hebt Marion Dworzack hervor.

Ceija Stojka Platz Wien | Gedenkfeier
Yvonne Erdost

Das sei im Anbetracht der schleppenden politischen Vorgehensweise was diese Volksgruppe angeht, ein wichtiger Schritt, der sich jedoch wohl auch nur langsam in Bewegung setzt, sagt die Wiener Vizebügermeisterin Birgit Hebein.

Gedenken am Ceija Stojka Platz
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Nuna Stojka, Ceijas Schwiegertochter las an diesem Sommerabend einmal mehr aus den Büchern, den düsteren Erinnerungen Ceija Stojkas an ihre Kindheitsjahre im Konzentrationslager Auschwitz.

So bereitete der 2. August am Ceija Stojka Platz, mit seinen Apellen, Erinnerungen und Liedern eine liebevolle Plattform für Gerechtigkeit, Stärke, Verständnis, Zusammenhalt und auch Vergebung. Im gemeinsamen Tanz der Protagonisten der heutigen Sendung Roma sam, von der Vizebürgermeisterin Hebein bis Nuna Stojka, an diesem lauen Abend mitten auf dem Gedenkplatz, war sie wieder einmal zu spüren. Die Lebensfreude, für die es stets wert ist, einzustehen.