Antiziganismusbericht
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Roma sam | Antiziganismus

Antiziganismus: Erfahrungen und Maßnahmen

Dass Roma und Romnja, Sinti und Sintizze in gewissen Bereichen immer noch von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind, ist bekannt. Der sogenannte Antiziganismus ist meistens die Ursache und das seit Jahrhunderten. Wir haben nachgefragt, was Antiziganismus genau bedeutet und welche Maßnahmen es gegen ihn braucht.

Seit 2020 gibt es auch eine nicht-rechtsverbindliche Arbeitsdefinition des Antiziganismus, den auch die österreichische Regierung anerkannt hat und in der EU gibt es erstmals die Zielsetzung aktiv gegen den Antiziganismus vorzugehen. Der Wiener Verein Romano Centro veröffentlicht in regelmäßigen Abständen den Antiziganismusbericht, zur Situation in Österreich.

Radio „Roma sam“ | 20. November 2023 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Vor sechs Jahren erschien der letzte Antiziganismusbericht, in dem der Verein über zwei Jahre hinweg verschiedene Fälle von Antiziganismus im öffentlichen Raum gesammelt hat. Doch was bedeutet Antiziganismus eigentlich? Das erklärt uns die inhaltliche Leiterin des Romano Centros Danijela Cicvaric. Antiziganismus ist eine spezielle Form des Rassismus, der sich konkret gegen Roma und Romnja, Sinti und Sintizze richtet. Er basiert vor allem auf Vorurteilen und Stereotypen, die der rassistischen Fremdbezeichnung „Zigeuner“ zugeschrieben werden.

Danijela Cicvaric
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Danijela Cicvaric | Romano Centro

„Rassismus verteilt Macht ungleich“

Die Antiziganismusberichte der vergangenen Jahre entstanden unter anderem in Kooperation mit ZARA – Der Beratungsstelle für Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit. ZARA, ist eine Anlaufstelle für Opfer von verschiedenen Formen von Rassismus – auch dieser Begriff wird oft unterschiedlich definiert, so Désirée Sandanasamy von der ZARA-Beratungsstelle „GegenRassismus“. Rassismus sei ein gesellschaftliches Instrument, das Macht ungleich verteilt.

Désirée Sandanasamy
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Désirée Sandanasamy | ZARA Beratungsstelle

Die Ergebnisse, der bisher drei erschienenen Berichte, aber auch die Erfahrungen, die man selbst in der Beratungsstelle des Romano Centros macht, sind besorgniserregend, denn der Antiziganismus ist in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens anzutreffen. Egal ob in den Medien, wenn es um Job- oder Wohnungssuche geht oder aber auch in der Politik gibt es immer noch Antiziganismus, erklärt Cicvaric. Viele melden die Fälle auch nicht, da sie glauben, dass diese ohnehin nicht rechtlich verfolgt werden würden.

Maßnahmen vor allem innerhalb der Mehrheitsgesellschaft erfolgen

Obwohl schon viel Aufklärungsarbeit geschehen ist, bleibt der Antiziganismus bestehen und daher braucht es spezifische Maßnahmen. Diese Maßnahmen dürfen nicht nur in der Volksgruppe selbst, sondern müssen vor allem in der Mehrheitsgesellschaft angesiedelt sein. Erst, wenn diese sich darüber im Klaren ist, was Antiziganismus bedeutet und welchen negativen Einfluss dieser auf die Lebensrealität der Roma und Romnja hat, kann dieser abgebaut werden, erzählt die Politologin Mirjam Karoly, die auch Vorstandsmitglied im Romano Centro ist.

Mirjam Karoly
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Mirjam Karoly

Danijela Cicvaric fordert dahingehend sogar verpflichtende Kurse zum Abbau von Antiziganismus in verschiedenen Bereichen, wie etwa der Polizei oder dem Beamtenwesen. Auch das Fehlen eines zentralen Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Romnja ist ein Zeichen für den immer noch bestehenden Antiziganismus im öffentlichen Raum, so Cicvaric. Trotz all dem ist sie sich bewusst, dass schon viel geschehen sei und es heute ein besseres Bewusstsein für diese Themen gibt als noch vor wenigen Jahren.

Im Romano Centro versucht man den Menschen, die Antiziganismus erfahren haben zur Seite zu stehen und weitere Schritte einzuleiten, wenn dies gewünscht wird. Ebenso bietet ZARA eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die von Rassismus betroffen sind.